Den Landschaftswandel steuern

Ittigen, 03.10.2019 - Neue Bedürfnisse, steigende Bevölkerung und intensivere Landwirtschaft verändern unsere Landschaft. Das neue Heft «Forum Raumentwicklung» setzt sich mit diesem Wandel auseinander und zeigt Wege auf, damit die Veränderungen auch die Bedürfnisse künftiger Generationen und die Achtung des Kulturerbes berücksichtigen.

Gemäss der letzten Arealstatistik wuchsen in der Schweiz zwischen 1985 und 2009 die Siedlungs- und Infrastrukturflächen um fast einen Viertel, die Waldgebiete nahmen um fast fünf Prozent zu; beides ging auf Kosten des Landwirtschaftslands, das um 5,4 Prozent schrumpfte. Diese Trends und ihre Auswirkungen auf die Landschaft setzen sich bis heute fort: Eine Vielzahl von Faktoren tragen zu dieser Entwicklung bei: Die Zunahme der Bevölkerung und der Wandel der Lebensstile dehnt die Siedlungen aus. Die steigende Nachfrage nach Mobilität führt zu neuen Verkehrsinfrastrukturen. Die wirtschaftliche Entwicklung konzentriert sich auf die Ballungszentren, während sie an anderen Orten stagniert. Der Strukturwandel in der Landwirtschaft hinterlässt ungenutzte Gebäude, zugleich entstehen neuartige und grössere Bauten.

Baukultur auch auf dem Land

Das neue Heft «Forum Raumentwicklung» des Bundesamts für Raumentwicklung (ARE) beschreibt diese Entwicklung und die Möglichkeiten, wie darauf reagiert werden kann. Der Leitartikel etwa fordert, dass beim Bau von neuen Strassen die alten zurückgebaut werden, um Flächen für Landwirtschaft, Naturschutz oder zur Erholung wiederherzustellen. Zudem muss in den Dörfern oder gar ausserhalb der Bauzonen – analog zu den Städten – innovative Baukultur gefördert werden, etwa mit Wettbewerben oder Gestaltungsplänen. 

Bauten sinnvoll nutzen

Ein Beitrag aus Sicht des Kulturerbes zeigt auf, dass dem Landschaftswandel aktiv begegnet werden muss. Die gewünschte Siedlungsentwicklung sollte zu einer Stärkung der Landschafts- und Ortsbilder beitragen. Aufhorchen lässt das Postulat, leerstehende, landwirtschaftliche Einzelbauten abzubrechen. «Einen schönen, aber abgelegenen Bauernhof zu erhalten, indem man das Gebäude in Wohnungen umwandelt, mag im Einzelfall attraktiv erscheinen. In der Masse wird es jedoch fragwürdig», erklären die Autoren. Die Erschliessung müsste stark ausgebaut werden, was zu Lasten der Landschaft ginge. Langfristig könnten Landschaften, die bereits touristisch stark genutzt werden, behutsam entwickelt werden. Gleichzeitig sollten besonders wertvolle Landschaften unangetastet bleiben.

Der Landschaft einen Wert geben

Vielleicht bietet die Monetarisierung einen Ansatz, um den Druck auf die Landschaft besser zu steuern. Ein Artikel im Heft greift deshalb die Möglichkeiten auf, wie Naturräume und ihre Leistungen zum Wohl des Menschen finanziell bewertet werden können. Die verschiedenen dazu entwickelten methodischen Ansätze könnten durchaus Einfluss auf die Praxis haben: Der Wert von Natur und Landschaft würde in Interessenabwägungen sichtbar.

Auch die Bündelung von Infrastrukturen trägt zu einem schonenderen Umgang mit der Landschaft bei: Werden etwa neue Leitungen gezielt entlang von Autobahnen oder Eisenbahntrassees verlegt, werden die bereits bestehende Korridore genutzt und die noch freie Landschaft entlastet. In einer kürzlich verabschiedeten Absichtserklärung haben die Ämter des Departements für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (UVEK) beschlossen, ab sofort systematisch die Möglichkeiten der Bündelung von Infrastrukturen zu prüfen.

Stadtlandschaften als Begegnungsort wiederentdecken

Im Interview schliesslich erklärt Vincent Desprez, Leiter des Bereichs Pärke und Wege der Stadt Neuenburg, wie sich die städtische Bevölkerung ihre Stadtlandschaft zu eigen macht. Die Sehnsucht nach der hierzulande ursprünglich landwirtschaftlich geprägten Landschaft sei gross, so Desprez. Seine Aufgabe sieht der Landschaftsarchitekt deshalb unter anderem darin, im bebauten Raum vermehrt Grünflächen zu schaffen und diese aufzuwerten. Diese Räume dienen nicht nur der Erholung und der Kühlung des Siedlungsraums in der heissen Jahreszeit, sondern eignen sich auch als Begegnungsorte: «Damit schaffen wir ein Gegengewicht zu Einfamilienhausquartieren. Denn hier trennen häufig Thujahecken die Menschen voneinander, sodass sie sich seltener begegnen als etwa die Bewohnerinnen und Bewohner eines Mehrfamilienhauses.»

Forum Raumentwicklung Nr. 1-19 «Bauen und Landschaft – Den Wandel gestalten» kann schriftlich beim BBL, 3003 Bern, zum Preis von Fr. 10.25 inkl. MWST (Jahresabonnement: Fr. 20.00 inkl. MWST) bestellt werden. Das Heft steht unter www.are.admin.ch kostenlos im pdf-Format zur Verfügung. Abdruck einzelner Artikel mit Quellenangabe erwünscht.


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