Veranstaltung 2009

«Green Economy» als Rezept für eine zukunftsfähige Schweiz?

Werden nachhaltige Investitionen und Konzepte zu einem Schlüsselfaktor bei der Bewältigung der Wirtschaftskrise? Das ARE hat am 3. September 2009 den «Dialog Nachhaltige Entwicklung Schweiz» zum Thema Green Economy als Rezept für eine zukunftsfähige Schweiz durchgeführt. Exponentinnen und Exponenten aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Verbänden diskutierten die Wettbewerbsfähigkeit der Schweizer Wirtschaft unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit.

Bruno Cabernard, Leiter Nachhaltigkeit, Coop

«Für Coop ist eine umfassend verstandene Nachhaltigkeit Unternehmenszweck, unternehmerische Chance und betriebswirtschaftliche Pflicht. Wir haben Erfolg und werden weiterhin Erfolg haben, weil sich unsere Entscheidungen von heute an den Bedürfnisse von morgen (und übermorgen) orientieren.»

Eric Scheidegger, Vizedirektor des SECO

«Die Zukunft der Green Economy wird auf Märkten entschieden. Die internationale Politik sollte sich auf die richtigen Rahmenbedingungen zur Vermeidung von Umweltbelastungen konzentrieren. Der langfristige Erfolg (oder Misserfolg) von 'grünen' Produkten und Technologien liegt letztlich in den Händen von Unternehmen und Konsumenten.»

Ursula Wyss, Nationalrätin und Fraktionspräsidentin SP

«Wir dürfen die zeitliche Dringlichkeit des Handelns nicht vergessen! In Bezug auf die Energie- und Klimapolitik möchte ich griffigere, verbindlichere und weniger freiwillige Massnahmen. Die bundesrätlichen Konjunkturstimulierungspakete hätten unbedingt stärker auf den ökologischen Umbau ausgerichtet worden sollen.»

Prof. Lucas Bretschger, ETH Zürich

«Der internationale Vergleich von Ländern zeigt, dass zwischen Wohlstand und verbrauchter Energie kein direkter Zusammenhang besteht. Langfristig sind Marktwirtschaften sehr flexibel, entscheidend ist der politische Gestaltungswille. Die Technologieentwicklung kann über geeignete Rahmendbedingungen stark beeinflusst werden. Für die künftige Reduktion des Verbrauchs natürlicher Ressourcen ist ein stetiger Verlauf wichtig, kurzfristige Schocks wie in den 1970er Jahren  führen zu hohen volkswirtschaftlichen Kosten.

Die Klima- und Energiepolitik sollte mit verbindlichen Etappenzielen operieren, damit die politische Verantwortung wahrgenommen wird. Die Schweiz kann durch eine Verringerung der Erdölabhängigkeit volkswirtschaftliche Risiken minimieren und als Vorbild auf die internationale Politik ausstrahlen.»

Christoph Butz, Sustainability Expert, Banque Pictet & Cie

«Über unsere Pensionskassen sind wir alle Investoren und damit indirekt wichtige Akteure an den Finanzmärkten. Das in die Vorsorgekassen einbezahlte Geld vermehrt sich nicht einfach von selbst. Es wird investiert und soll einen Ertrag abwerfen. Damit stehen wir auch alle automatisch mit in der Verantwortung.
Denn wenn wir unsere Wirtschaft ernsthaft in Richtung Nachhaltige Entwicklung bewegen wollen, so müssen wir letzten Endes unsere gesamte Finanzierungs- und Investitionstätigkeit überdenken und neu ausrichten. Finanzdienstleister können dabei eine wichtige Rolle spielen, insbesondere als Entwickler und Anbieter von intelligenten Anlagemöglichkeiten, die effektiv einen nachhaltigen Unterschied bewirken.

Eine nachhaltige Anlagestrategie kann auf zwei grundsätzlich verschiedene, aber komplementäre Arten erfolgen. Man kann entweder direkt in neue Technologien investieren und damit denjenigen Unternehmen Kapital zur Verfügung stellen, deren Produkte ganz direkt dazu beitragen, unsere Ressourcen effizienter zu nutzen. In diese Kategorie fallen Investitionen ins Thema Wasser, erneuerbare Energien oder nachhaltige Biomasse. Man spricht in diesem Zusammenhang auch von nachhaltigen Themeninvestments.

Die zweite Möglichkeit ist weniger spektakulär, hat aber eine grössere Breitenwirkung. Die modernste und eleganteste Windmühle besteht noch immer aus Hunderten von Tonnen Beton, Stahl und Fiberglas und irgendjemand muss diese Materialen auch in Zukunft herstellen. Wir müssen also unbedingt auch darauf achten, denjenigen Firmen Kapital zur Verfügung zu stellen, die Beton, Stahl und Kompositmaterialien am effizientesten, d.h. mit dem geringstmöglichen Energie- und Materialdurchsatz herstellen. Man spricht hier oft von «Best-in-Class»- Anlagen.

Beide Ansätze machen Sinn und beide Ansätze sind nötig. Nachhaltige Anlagen passen damit auch sehr gut zu den neuesten Erkenntnissen der modernen Anlagetheorie wie dem so genannten «Core-Satellite»-Ansatz. Aber nur wenn diese neuen Anlagevehikel den höchsten professionellen Standards genügen und das Geld der Anleger nicht leichtfertig aufs Spiel setzen, wird es gelingen, die so genannten grünen oder nachhaltige Geldanlagen aus ihrer momentanen Nische heraus zu holen und mehrheitsfähig zu machen. Denn nur so werden sie in erforderlichem Ausmass zur Finanzierung des Wandels beitragen, den wir uns alle so dringend erhoffen.»

https://www.are.admin.ch/content/are/de/home/nachhaltige-entwicklung/koordination/dialog-2030-fuer-nachhaltige-entwicklung/veranstaltung-2009.html