Einpassung von Stallbauten in das Landschaftsbild im Kanton Appenzell Innerrhoden

Immer öfter trifft man in Appenzell Innerrhoden auf neue Stallbauten, die aufgrund ihrer Grösse und ihres nüchternen Aussehens an Industriebauten erinnern und das Landschaftsbild empfindlich stören. Das im Rahmen des Modellvorhabens erarbeitete Handbuch gibt Empfehlungen, wie Ökonomiebauten so gestaltet werden können, dass sie sich gut ins Siedlungs- und Landschaftsbild einpassen und hohen gestalterischen Ansprüchen genügen.

Der Modellstall zeigt, wie landwirtschaftliche Stallbauten besser in das Landschaftsbild im Kanton Appenzell Innerrhoden eingepasst werden können.
Der Modellstall zeigt, wie landwirtschaftliche Stallbauten besser in das Landschaftsbild im Kanton Appenzell Innerrhoden eingepasst werden können.

Steigende Betriebsgrössen, neue Aufstallungssysteme, stärkere Mechanisierung der Betriebsabläufe im Stall sowie Vorschriften für Gewässer-, Tierschutz und Lebensmittelhygiene führen dazu, dass neue landwirtschaftliche Ökonomiebauten in der Landschaft immer wuchtiger in Erscheinung treten und nicht mehr uneingeschränkt in das Appenzeller Landschaftsbild passen. Die benötigte Fläche auf kleinere Einzelgebäude aufzuteilen - wie dies lokaler Tradition entspräche -, wird zunehmend vermieden, da dies meist teurer und mit einer geringeren Arbeitseffizienz verbunden ist. Mit dem Modellvorhaben wurden Mittel und Wege aufgezeigt, wie betriebstechnisch optimierte und günstige Bauten besser in die Landschaft und das Ortsbild eingefügt werden können. Dazu entwickelte der Kanton Appenzell Innerrhoden ein Handbuch, das Wege und Verfahren aufzeigt, wie bauwillige Landwirte und ihre Planer neue Ställe und Umbauten realisieren können, die sich gut in das Siedlungs- und Landschaftsbild einpassen und hohen gestalterischen Ansprüchen genügen.

Kleinflächige Streusiedlung statt Gewerbezone

Das «Handbuch zur Einpassung und Gestaltung landwirtschaftlicher Ökonomiegebäude in Appenzell Innerrhoden» wurde ab 2007 in mehreren Schritten entwickelt und nach einer Vernehmlassung durch die Kantonsregierung 2009 verabschiedet. Materialien, Gestaltung, Bautechnik und Baukosten wurden erhoben, und die Empfehlungen wurden sogar mit dem Bau eines Modellstalls überprüft. Die Empfehlungen des Handbuchs richten sich nach der für das Appenzellerland charakteristischen Streusiedlung: Die Wohnhäuser sind nach Südsüdosten ausgerichtet und der niedriger gehaltene Stall ist seitlich daran angebaut. Doch die Ökonomiebauten der letzten Jahre veränderten dieses kleinteilige Siedlungsbild grundlegend - Anbauten an das Wohnhaus wurden unmöglich und selbst die Hofbildung war problematisch, da die grossen Hallen die Altbauten optisch fast erdrücken. Die Abstimmung zwischen den Sektoralpolitiken Landwirtschaft, Siedlung, Bauen ausserhalb der Bauzone, Landschaftsschutz und Tourismus soll den Einheimischen und den Touristen zugutekommen, denn das Landschaftsbild ist eine wesentliche Grundlage des Tourismus und für die Ansässigen ein nicht zu vernachlässigender Aspekt der täglichen Lebensqualität.

Umdenken im gesamtwirtschaftlichen Interesse

Bauwillige Bauern, Planer und die Baubewilligungsbehörde haben mit dem Handbuch ein Planungsinstrument erhalten, mit dessen Hilfe sie Stallneu- und -umbauten, die wesentliche Gestaltungselemente traditioneller Bauten aufnehmen und so gut ins Landschaftsbild passen, realisieren können. Bei der Entwicklung des Handbuchs sowie des Modellstalls wurde der Zusammenarbeit mit Gestaltern und Vertretern aus Tourismus und Landschaftsschutz grosse Bedeutung beigemessen. Dabei konnte gezeigt werden, dass zeitgemässe Bauvorhaben auch den Anliegen des Landschaftsschutzes genügen können. Die Hauptschwierigkeiten sind aber bei den Kosten und teilweise bei den Erweiterungsmöglichkeiten zu sehen. Doch trotz dieser Schwierigkeiten ist der gesamtheitliche Ansatz zur Problemlösung innovativ und modellhaft: Zwar existieren in vielen Kantonen unverbindliche Gestaltungsleitlinien oder Empfehlungen zu Einheitsställen. Das Problem wurde jedoch noch nie gesamthaft bearbeitet und zum ersten Mal wurden bereichsübergreifende Grundlagen zu Gestaltung, Einpassung in die Landschaft, Sensibilisierung, Verfahren, Recht und Finanzierung geschaffen. Der Anspruch, für moderne Ökonomiebauten mit der bestehenden Bausubstanz und dem bestehenden Siedlungs- und Landschaftsbild eine Lösung zu finden, muss mit vertretbarem Aufwand und einem hohen Anteil an Eigenleistung realisiert werden können: Die Zusammenarbeit von Bauern, Planenden, Behörden und Vertretern der Bauwirtschaft ist dazu notwendig. So wahrt das Projekt die Interessen aller Beteiligten und stützt die Kontinuität des bestehenden Siedlungs- und Landschaftsbildes.

Weiterführende Informationen

Kontakt

Bau- und Umweltdepartement

Ralph Etter

Departementssekretär Appenzell Innerrrhoden

+41 71 788 93 53

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https://www.are.admin.ch/content/are/de/home/raumentwicklung-und-raumplanung/programme-und-projekte/modellvorhaben-nachhaltige-raumentwicklung/modellvorhaben-nachhaltige-raumentwicklung-2007-2011/aufwertung-und-inwertsetzung-von-natur-und-landschaft/einpassung-von-stallbauten-in-das-landschaftsbild-im-kanton-appe.html