Holzenergiepotential von Neuenburger Waldweiden

Das Holzenergiepotential der Waldweiden im Kanton Neuenburg ist beträchtlich. Im Rahmen eines Pilotprojekts wurde erforscht, wie sich das geschlagene Holz gewinnbringend nutzen lässt. Die dabei entwickelte Methodik ist auch auf andere Regionen anwendbar.

Das Holz der Neuenburger Waldweiden kann als erneuerbare Energiequelle genutzt werden.
Das Holz der Neuenburger Waldweiden kann als erneuerbare Energiequelle genutzt werden.

Der Gebietstyp der Waldweide ist in der Schweiz im gesamten Jurabogen und in den Alpen anzutreffen. Im Gegensatz zum geschlossenen Wald und der offenen Landschaft bilden Waldweiden ein fein gewobenes Mosaik von bewaldeten Grünflächen. Waldweiden werden sowohl für die Viehzucht als auch waldwirtschaftlich genutzt. Das Gleichgewicht dieser Kulturlandschaft ist zerbrechlich. Wird zu wenig geweidet, verbuschen die Flächen und letztlich entsteht geschlossener Wald. Eine zu intensive Beweidung hingegen lässt die Bestockung mit der Zeit verschwinden. Eine angepasste Waldbewirtschaftung ermöglicht es, diese Kulturlandschaft zu erhalten. Wegen mangelnder Zeit und mangelnden Interessens werden traditionelle Schlagräumungen nur noch selten durchgeführt. Um die Weiden vom Holz zu räumen, wird oftmals Kronen- und Astmaterial vor Ort verbrannt. Dadurch verpufft viel Energie ungenutzt als Emissionen in der Atmosphäre. Das Verbrennen von frischem Schlagabraum ist jedoch gemäss der Luftreinhalteverordnung verboten.

HolzEnergiequelle Jurabogen

Mit dem Modellvorhaben «Holzenergiepotential von Neuenburger Waldweiden» lotete der Kanton Neuenburg aus, wie das Holz der Waldweiden energetisch verwertet werden kann, unter welchen Bedingungen die Nutzung des Holzes der Waldweiden welchen Anteil an Holzenergie bereitstellen kann und auf welche Probleme man am häufigsten trifft. Die Ergebnisse ermöglichen es, die Menge und die Kosten dieser Energie in Bezug auf die Bewirtschaftungs- und Erntemethode zu beziffern. Neben energietechnischen Fragen ermöglicht das Projekt, die Waldweiden und die damit verbundene Biodiversität zu erhalten. Dass die Waldweiden des Jurabogens eine bedeutende Holzquelle darstellen, stand bereits zu Projektbeginn fest. Die Äste, die Krone und krumme Stämme können als Hackschnitzel in automatischen Holzfeuerungen verwendet werden. Eine Machbarkeitsstudie evaluierte die Kosten von Holzschlag, Aufbereitung, Lagerung und Transport dieses Holzes und zeigte auf, dass mit der entsprechenden Logistik ein Mehrwert entsteht und sich die Verwertung des Holzes als erneuerbare Energiequelle auszahlt. Innovativ war das Projekt insofern, als dass die GIS-basierte Analysemethode es erlaubt, die Kosten der Holzenergie sowie die zu gewinnende Menge zu berechnen. Die entwickelte und getestete Methodik ist auch für andere Regionen mit einer ähnlichen Landschaftsstruktur anwendbar.

Interdisziplinäre Zusammenarbeit zahlt sich aus

Viele unterschiedliche Akteure waren ins Projekt involviert, was die Koordination komplex gestaltete. Es hat sich gezeigt, dass nicht nur Lösungen für die Holzenergie gesucht waren, sondern dass auf kantonaler und regionaler Ebene in Energiepolitik, Landwirtschaft, Natur- und Landschaftsschutz zusammengearbeitet werden muss. Dies brachte über das Projekt hinausgehende, nachhaltig enge Beziehungen unter den zuständigen Personen und Gremien. Die positiven Resultate der Berechnungen zum Holzenergiepotential zeigen die Wichtigkeit einer verbindlichen politischen Haltung zur Gestaltung und Bewirtschaftung der Waldweiden auf. Die Politik kann und soll die finanziell interessante Nutzung der erneuerbaren Energiequelle stärken und den Erhalt und die Biodiversität der Waldweiden stärken. Der Mehrwert für die Landbesitzerinnen und -besitzer, ihre Waldweiden weiterhin zu bewirtschaften, ist durch das Projekt offensichtlich geworden und auch die Forstunternehmen können die Kosten und Nutzen der entsprechenden Arbeiten nun beziffern. 

Kontakt

Bureau Xylon

Roland Perrin

+41 21 784 27 54

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