Klimawandel: Ideen für eine nachhaltige Raum- und Verkehrsentwicklung
Ittigen, 17.12.2020 - Die Auswirkungen des Klimawandels tangieren alle Bereiche der Politik. Die Raum- und Verkehrsentwicklung spielt dabei eine wichtige Rolle, wie die neue Ausgabe «Forum Raumentwicklung» zeigt.
Die Schweiz hat das Klimaübereinkommen von Paris von 2015 unterzeichnet. Das Ziel, den globalen Temperaturanstieg gegenüber vorindustriellen Werten auf maximal 1,5 Grad zu begrenzen, lässt sich nur erreichen, wenn die weltweiten Treibhausgasemissionen bis 2050 auf Netto-Null reduziert werden. Doch dafür sind zahlreiche Schritte nötig und innovative Ideen gefragt. Das Heft 2-20 der Zeitschrift «Forum Raumentwicklung» des Bundesamts für Raumentwicklung (ARE) dokumentiert eine Vielzahl von Instrumenten sowie Strategien und zeigt anhand von Beispielen auf, wie die Schweiz ebenfalls von Projekten im Ausland lernen kann.
Auch Städte und Tourismus müssen sich anpassen
Ein Beispiel für eine internationale Zusammenarbeit sind die Forschungen der ETH Zürich, die in Singapur an den Ursachen und Folgen der städtischen Überhitzung arbeitet. Im Rahmen des Projekts «Cooling Singapore» wurde ein digitaler Klimazwilling entwickelt, um das Stadtklima zu reproduzieren und Strategien zur Hitzeminderung zu entwerfen. Die Erkenntnisse daraus sollen schon bald zurückfliessen und auf Schweizer Städte angewandt werden. Denn die Städte und ihre Bevölkerung teilen die gemeinsame Herausforderung, hochwertige, attraktive und gesunde Lebensräume schaffen zu müssen.
Zürich hat bereits erkannt, dass der sogenannte Hitzeinseleffekt dazu führt, dass sich im Sommer asphaltierte, kaum begrünte Innenstädte besonders stark erhitzen und so für Bevölkerung und Gäste unattraktiv werden. Die Limmatstadt hat deshalb Handlungsempfehlungen ausgearbeitet, um das Kaltluftsystem zu erhalten. Zur Verfügung stehen dabei Instrumente wie Rechtsgrundlagen und Fördermittel. Zudem sollen die stadtklimatischen Anforderungen in der kommunalen Richtplanung, in Konzepten, Strategien und Projekten berücksichtigt werden.
Neben den Städten sind auch die ländlichen Räume gefordert. So trifft der Klimawandel die Wintersportorte in den Bergen besonders hart. Um die negativen Auswirkungen etwas abzufedern, können die Regionen ihr Sommersaison-Angebot ausbauen beziehungsweise zeitlich erweitern und damit ihr Wintersport-Angebot teilweise kompensieren. Je nachdem reichen bereits einfache Massnahmen wie die Markierung von Wanderwegen. Andere Regionen wiederum investieren in aufwendigere Infrastrukturen wie Bäder, Sportanlagen und Kultureinrichtungen. Die Diversifizierung lässt sich zudem mit Kooperationen kombinieren, indem andere regionale Akteure ins Boot geholt werden. Auch das erhöht die wirtschaftliche Stabilität einer Tourismusregion.
In der Schweiz entfällt ein Drittel der verbrauchten Endenergie auf den Verkehr. Der Geograf und EPFL-Professor, Patrick Rérat, fordert deshalb, den Auswirkungen des Klimawandels durch eine Neudefinition des Verkehrssystems und des Mobilitätsverhaltens zu begegnen. «Die Stadt der Viertelstunde» soll es ermöglichen, dass alles, für den Lebensalltag Notwendige innerhalb eines kleinen Perimeters erreichbar ist. Diese «Städte der Viertelstunde» wiederum könnten von öffentlichen Verkehrsmitteln miteinander verbunden und die zurückgelegten Kilometer dadurch gesenkt werden.
Aus Corona fürs Klima lernen
Im Interview erklärt Reto Knutti, was wir aus der aktuellen Pandemie lernen können. Der Professor für Klimaphysik an der ETH Zürich betont, dass Klimawandel und Corona gesellschaftliche Herausforderungen sind, die wir nur als Kollektiv gemeinsam meistern können. Um dem Klimawandel zu begegnen, helfe aber keine Impfung, sondern es brauche massive Veränderungen in allen Sektoren. «Zudem hoffe ich, dass die jetzt aufgegleisten Programme zur Stimulierung der Wirtschaft nicht wieder das aufbauen, was man eigentlich aus Klimagründen gar nicht mehr will», so Knutti. Eine Reportage schliesslich berichtet davon, wie sich der Klimawandel auf den Bodensee auswirkt. So führt die stetige Erwärmung der Winter dazu, dass sich die Wasserschichten nur noch alle paar Jahre umwälzen, was diesen Lebensraum verarmen lässt.
Forum Raumentwicklung Nr. 2-20, «Klimawandel – Die Rolle der Raumentwicklung», kann schriftlich beim BBL, 3003 Bern, zum Preis von Fr. 10.-- inkl. MWST (Jahresabonnement: Fr. 20.-- inkl. MWST) bestellt werden. Das Heft steht unter www.are.admin.ch kostenlos im pdf-Format zur Verfügung. Abdruck einzelner Artikel mit Quellenangabe erwünscht.
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