Agenda 2030: Bundespräsident Cassis ruft zu Innovation, Diversität und Entschlossenheit bei der Umsetzung der Ziele für nachhaltige Entwicklung auf

Bern, 12.07.2022 - Die Schweiz hat bei der Umsetzung der Ziele der Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung Fortschritte gemacht. Will sie die Nachhaltigkeitsziele bis 2030 erreichen, muss sie aber noch an Tempo zulegen. Dies unterstrich Jacques Ducrest, Delegierter des Bundesrates für die Agenda 2030, bei der offiziellen Präsentation des zweiten umfassenden Länderberichts der Schweiz vor den UNO-Mitgliedstaaten in New York. Ducrest, der die Schweiz am High-level Political Forum on Sustainable Development (HLPF) im Rang eines Staatssekretärs vertrat, stellte drei Schwerpunktthemen ins Zentrum: nachhaltiger Konsum und nachhaltige Produktion; Klima, Energie und Biodiversität; Chancengleichheit und sozialer Zusammenhalt. Der Bundesrat hatte den Länderbericht der Schweiz am 4. Mai 2022 verabschiedet.

In einer Grussbotschaft per Video stellte Bundespräsident Ignazio Cassis am Anfang der Präsentation klar, dass es zur Umsetzung der Nachhaltigkeitsziele der Agenda 2030 innovative Ansätze und Vielfalt brauche und die Ziele entschlossen angegangen werden müssen. Ausserdem «kann es keine nachhaltige Entwicklung geben, ohne den Einbezug der Gesellschaft als Ganzes», sagte der Bundespräsident. In der Grussbotschaft der Schweiz legen denn auch Akteure der nachhaltigen Entwicklung aus Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft sowie Vertretende von Kantonen und Gemeinden ihren Beitrag zur Umsetzung der Agenda 2030 dar. Und auch in der Schweizer Delegation für das HLPF sind neben dem Bund auch die Wirtschaft, Zivilgesellschaft und Gemeinden offiziell vertreten.

Die Richtung stimmt, nur das Tempo nicht

Die Schweiz ist bei der Verabschiedung der Agenda im Jahr 2015 global betrachtet von einer guten Position heraus gestartet. Auf dem Weg zur Erreichung einiger Nachhaltigkeitsziele ist sie bereits weit fortgeschritten, beispielsweise im Bildungsbereich, in der Gesundheitsversorgung und der Gewährleistung rechtsstaatlicher Institutionen. In verschiedenen Themenbereichen hingegen ist sie innen- und aussenpolitisch ungenügend auf Kurs. Dies belegen auch die Kennzahlen aus dem statistischen Anhang des Länderberichts. Der Anhang wurde vom Bundesamt für Statistik aufbereitet.

-    Nachhaltiger Konsum und nachhaltige Produktion: Trotz Effizienzgewinnen basieren die Konsum- und Produktionsmuster der Schweiz auf einem hohen Ressourcenverbrauch. Im Jahr 2020 fielen in der Schweiz rund 6,1 Millionen Tonnen Siedlungsabfälle an, was fast 703 kg pro Person entspricht. Die Schweiz gehört damit zu den Spitzenreitern in Europa. 

-    Klima, Energie und Biodiversität: Im Bereich der erneuerbaren Energien, geht die Entwicklung in die richtige Richtung und auch der Energieverbrauch pro Person in der Schweiz nimmt insgesamt ab. Trotzdem bleibt der Handlungsdruck hoch, um bis 2050 eine sichere und klimaneutrale Energieversorgung zu erreichen. Die Energieabhängigkeit vom Ausland wird zudem durch die aktuellen geopolitischen Veränderungen verdeutlicht.

-    Chancengleichheit und sozialer Zusammenhalt: Die Gleichberechtigung zwischen Frauen und Männern ist in der Schweiz noch keine Realität: 2020 verdienten Frauen rund 14 Prozent weniger als ihre männlichen Kollegen. Hingegen ist die klare Zustimmung der Schweizer Bevölkerung zur Ehe für alle ein wichtiger Schritt in Richtung Rechtsgleichheit und Diskriminierungsfreiheit.

Trotz der Fortschritte muss die Schweiz deshalb an Tempo zulegen, wenn sie die Ziele bis 2030 erreichen möchte.

Die Schweiz als Pionierin

Die Schweiz hat den Agenda 2030-Prozess umfassend digitalisiert. Mit dieser Innovation leistet die Schweiz Pionierarbeit, indem die Bestandsaufnahme von der Informationssammlung bis zur Publikation in einem einheitlichen Prozess gebündelt wird. Die Datensammlung bietet einerseits die Grundlage für den Länderbericht – ein eher kurzes, strategisches Dokument, das die wichtigsten Aspekte umreisst – und andererseits für die Webseite www.SDGital2030.ch. Auf dieser Webseite ist die gesamte Bestandsaufnahme aller 17 Ziele und 169 Unterziele publiziert. Derzeit prüft die Schweiz gemeinsam mit der UNO, ob diese digitale Innovation auch anderen Mitgliedstaaten zur Verfügung gestellt werden kann.

Die Digitalisierung des Prozesses leistet einen wichtigen Beitrag zur Demokratisierung des Prozesses und versucht der Vielfalt der Schweiz gerecht zu werden. Diese ist laut Bundespräsident Cassis eine Stärke der Schweiz: «Die Fähigkeit, unsere Ideen voranzubringen, liegt im kollektiven Handeln: von lokalen Projekten über nationales Engagement bis hin zur internationalen Zusammenarbeit».

Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung

Die Agenda 2030 formuliert 17 Ziele und 169 Unterziele für nachhaltige Entwicklung. Diese betreffen verschiedene Bereiche, vom Kampf gegen die Armut über die Bildung, die Ernährungssicherheit, die Gleichberechtigung von Mann und Frau, den Schutz der Meeresressourcen und Landökosysteme bis zum Zugang zu sauberer Energie. Für den Bundesrat bildet die Agenda 2030 den geeigneten Referenzrahmen, um die gemeinsamen Herausforderungen der Welt zu bewältigen. Die UNO-Mitgliedstaaten haben 2015 die Agenda 2030 verabschiedet und sind nun aufgefordert, die Nachhaltigkeitsziele umzusetzen und regelmässig, in Form eines Länderberichts, über den Stand der Umsetzung zu berichten.


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