Förderprogramm 2023-2024: Nachhaltiges Wohnen

Die Bundesämter für Raumentwicklung (ARE) und für Wohnungswesen (BWO) unterstützen mit dem Förderprogramm Nachhaltige Entwicklung 15 innovative Projekte, die nachhaltiges Wohnen fördern.

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Das Thema der diesjährigen Ausschreibung betrifft mehrere Nachhaltigkeitsziele (SDGs) der Agenda 2030 sowie die drei Schwerpunktthemen der Strategie Nachhaltige Entwicklung 2030 «Nachhaltiger Konsum und nachhaltige Produktion», «Klima, Energie und Biodiversität» und «Chancengleichheit und sozialer Zusammenhalt».

Das Förderprogramm Nachhaltige Entwicklung erfolgt in Zusammenarbeit mit dem Bundesamt für Wohnungswesen (BWO), das sich sowohl inhaltlich als auch finanziell beteiligt.

Lösungsansätze für Angestelltenwohnungen in Tourismusgemeinden

Zahlreiche Tourismusgemeinden im Berggebiet sind derzeit mit dem Problem der Wohnungsknappheit konfrontiert. Ein Aspekt davon ist der mangelnde Wohnraum für meist saisonal beschäftigte Angestellte der touristischen Betriebe. Der Wohnungsmangel erschwert deren Suche nach geeigneten Fachkräften. Die Schweizerische Arbeitsgemeinschaft für die Berggebiete SAB erarbeitet und testet mit den drei Pilotgemeinden Lenk, Obergoms und Scuol konkrete Lösungsansätze, die potenziell auch in anderen Gemeinden zielführend sein können. 

Kontaktperson: Thomas Eggerwww.sab.ch 

L'échange d'appartements face à la pénurie de logements

Eine optimale Auslastung von Wohnungen kann zu mehr verfügbarem Wohnraum und zur Linderung der Wohnungsknappheit beitragen. Dies gilt insbesondere für Familien sowie Seniorinnen und Senioren. Um den Bedürfnissen von Familien (größere Wohnungen) und der älteren Generation (angepasste Wohnungen) gerecht zu werden, erleichtert die Société Immobilière Lausannoise pour le Logement den Austausch von Wohnungen innerhalb des Immobilienportfolios der Stadt Lausanne. Um diesen Austausch zu erleichtern, werden mögliche Lösungen in Bezug auf die Entscheidungsfindung, die Logistik und finanzielle Hürden erarbeitet und getestet.

Kontaktperson: Benoît Hippolite, SILL SA

zukunft.bahnhof

In Lichtensteig realisiert die Stiftung zukunft.bahnhof eine modellhafte Arealentwicklung für eine beispielhafte Mischnutzung des Bahnhofareals. Mit dem systematischen Einbezug der 17 Nachhaltigkeitsziele der Agenda 2030 strebt die Stiftung ein nachhaltiges Wohnen und einen Gewinn an Lebensqualität an. Die Bevölkerung und verschiedenste Interessensgruppen arbeiten aktiv an der Gestaltung des Areals mit. Das Projekt erfolgt in Zusammenarbeit mit den Gemeinden Lichtensteig und Wattwil sowie der Fachhochschule Ost.

Kontaktperson: Martin Hohn, Stiftung zukunft.bahnhof

Netzwerk für ein inklusives Quartierzentrum NEUE FREISTATT

Im Rahmen des Neubauprojekts «Neue Freistatt» entwickelt die Wohnbaugenossenschaft GBWG Freistatt in Thun ein lebendiges und urbanes Quartier mit einem öffentlichen Quartierplatz, Gemeinschafts- und Gewerberäumen und einer Postfiliale. Zusammen mit der Bewohnerschaft sowie Partnern aus der lokalen Wirtschaft und Zivilgesellschaft erarbeitet sie ein Konzept und ein Netzwerk für ein inklusives Quartierzentrum. Insbesondere fördert sie das Generationenwohnen und die Integration von Menschen mit einer Behinderung. Zukünftige Nutzerinnen und Nutzer des Quartierzentrums entwickeln gemeinsam die Gemeinschafts- und Gewerberäume mit Gastroangebot und stimmen Wirtschaft, Gesellschaft und Umwelt aufeinander ab.

Kontaktperson: Thomas Schwitterneuefreistatt.ch

Gandria: radicamento e resilienza. Il villaggio come abitazione sostenibile

Gemeinsam mit dem Architekturbüro studioser gestaltet die Bevölkerung von Gandria eine neue Vision für die Nutzung der kollektiven Räume ihres Dorfes, ganz in der Logik eines nachhaltigen Lebensmodells. Analog zu genossenschaftlichen Neubau-Projekten, wird das Dorf dabei als eine Art großes Wohnhaus verstanden: die einzelnen Häuser als Wohneinheiten und die öffentlichen Räume als Orte des Teilens und des Austauschs. Auch die öffentlichen Gebäude und Anbauflächen werden ins Konzept miteinbezogen, so dass sowohl der soziale Zusammenhalt und das allgemeine Wohlbefinden, als auch die Kreislaufwirtschaft und die Nutzung sauberer Energie mit dem Projekt gefördert werden. 

Kontaktperson: Tiziano Schürchwww.studioser.ch

«Nachbarsgärten» - ein Pilotprojekt zur Nachbarschaftsstärkung, Selbstversorgung & Verkehrsvermeidung

Die Stadt Bern sucht innovative und zukunftsfähige Wege, um den Menschen und der Natur lebenswerte Aussenräume zur Verfügung zu stellen. Mit einem Pilotprojekt beabsichtigt sie die Umgestaltung von ungenutztem Abstandsgrün zwischen bestehenden Liegenschaften hin zu vielseitigen und belebten «Nachbarsgärten». Die Gärten können für Gemüseanbau, Baum- und Strauchpflanzungen, oder die Umwandlung von Rasen zu Wiesen genutzt werden, aber auch als Begegnungsorte für die Menschen im Quartier. Ein interdisziplinäres Team plant und realisiert diese Umgestaltung gemeinsam mit Mieterinnen, Mietern und Grundeigentümerschaften. Stadtgrün Bern trägt mit diesem Projekt nicht nur zur Erhaltung der Biodiversität bei. Das gemeinsame Gärtnern und die Eigenproduktion von Lebensmitteln bringt auch eine Aufbesserung des Familienbudgets und einen stärkeren Zusammenhalt der Nachbarschaft mit sich. 

Kontaktperson: Angela Losert, Stadtgrün Bern

Ressourcerie de matériaux de construction à Lausanne

In Zusammenarbeit mit der Stadt Lausanne und Beaulieu SA möchte Matériuum Lausanne den Übergang zur Kreislaufwirtschaft erleichtern indem es eine Verkaufs- und Beratungsstelle für wiederverwendete Materialien aus Abrissbaustellen einrichtet. Stahlkonstruktionen, Holzrahmen, Fenster, Türen, Parkettböden und Sanitäranlagen werden Teil der Materialien sein, die in der Wiederverwertungsstelle verkauft werden, bevor sie in ein neues Bauprojekt integriert werden. Auf diese Weise trägt die Ressourcerie zur Verringerung der Umweltauswirkungen des Bauwesens in der Genferseeregion bei.

Kontaktperson: Elodie Simon, Matériuum Lausanne

L’archipel : écosystème d’économie circulaire

Mithilfe eines partizipativen Ansatzes versucht der Verein Utopia, die Bevölkerung für die ökologischen Herausforderungen im Zusammenhang mit Wohnen und Bauen zu sensibilisieren. Gemeinsam wird ein effizientes Kreislaufwirtschaft-System strukturiert, das darauf abzielt, Abfälle zu reduzieren, natürliche Ressourcen zu erhalten und die Nachhaltigkeit zu verbessern. Der Aufbau eines Materiallagers und einer Objektbibliothek in Sion trägt zur Wiederverwendung von Bauteilen und Einrichtungsgegenständen bei. Darüber hinaus bietet L’archipel Reparatur- und Verarbeitungswerkstätten, ein Animations- und Sensibilisierungsprogramm und baut ein Netzwerk von Fachleuten, Vereinen und interessierten Bürgerinnen und Bürgern auf.

Kontaktperson: Astrid Lagrandeur, L'archipel

Humanitas - Produktinnovation und Kreislaufwirtschaft

Innovative Geschäftsmodelle der Kreislaufwirtschaft haben das Potenzial, Ressourcen zu sparen und zu mehr Nachhaltigkeit im Bau- und Wohnungswesen beizutragen. Das Projekt «Humanitas» erkundet zusammen mit der Fachhochschule Nordwestschweiz internationale Erfahrungen in den Bereichen «Produkte als Dienstleistungen» (Product as a Service PaaS) und der «Verlängerung des Lebenszyklus’ von Produkten». Ein Beispiel für eine Paas-Strategie wäre, materielle Einrichtungsgegenstände eines Hauses (Küche, Mobiliar, Lampen, Matratzen etc.) nicht als Produkt zu verkaufen, sondern in Form eines Möblierungs-Service oder Mietverhältnisses anzubieten. Beteiligte Schweizer Unternehmen können Humanitas als Möglichkeit nutzen, ihre individuellen kreislaufwirtschaftlichen Geschäftsmodelle zu entwickeln und zu testen.

Kontaktperson: Prof. Dr. Claus-Heinrich Daub, FHNW

Zirkularität mit dem EcoTool

EcoTool ist eine Software zur Ökobilanzierung von Neubauprojekten, die jetzt auf «Bauen im Bestand» und «Bauen mit ReUse-Material» ausgeweitet wird. Mit diesem Tool ermöglichen es ZPF Ingenieure und Immobilen Basel-Stadt, verschiedene Bauweisen und Bauten bezüglich ihrer ökologischen Nachhaltigkeit zu vergleichen und zu optimieren. Die Software zeigt auf, in welchen Bauteilen die Treibhausgasemissionen stecken und welche Verbesserung mit der Wiederverwendung von Materialien konkret erreicht werden kann. Damit kann sie einen wesentlichen Beitrag zur Senkung der Treibhausgasemissionen im Bauwesen leisten. 

Kontaktperson: Oliver Kirschbaum, ZPF Ingenieure, www.ecotool.org

Entscheidungstool Fassadenbegrünungen

Mit einem neuen, digitalen Tool wird es in Zukunft möglich sein, Kosten und Nutzen von Fassadenbegrünungen zu analysieren und die Vor- und Nachteile verschiedener Begrünungsarten darzustellen. Die ökologischen, sozialen und wirtschaftlichen Vorteile von Gebäudebegrünung sind vielfältig. Das Tool hilft in konkreten Gebäude- und Projektsituationen bei der Abwägung und Entscheidungsfindung. Es kann zudem im Rahmen von partizipativenProzessen helfen, die Interessen der betroffenen Bevölkerung besser fassbar zu machen. Die seecon GmbH entwickelt dieses Tool gemeinsam mit einer transdisziplinären Begleitgruppe, in der die verschiedensten Nutzungsinteressen eingebunden sind. 

Kontaktperson: Johannes Heeb, seecon

Boîte à outils de l'Assistant à Maîtrise d'Usage: pour une rénovation énergétique sociale et efficace

Menschliche Faktoren sind für den Erfolg von Sanierungsprojekten bewohnter Gebäude und das Erreichen von Energiezielen zentral. Bei der Planung werden sie aber häufig vernachlässigt. Mit ihrer Dienstleistung «Assistance à maitrise d'Usage» begleiten die Services Industriels de Genève SIG die Mieterinnen und Mieter bei Gebäudesanierungsprojekten, um die mit der Baustelle verbundenen Blockaden zu verringern und eine gute Nutzung der einmal renovierten Wohnungen in energetischer Hinsicht zu fördern. Im Rahmen des Projekts wird eine Toolbox entwickelt, damit die Methode für die zielführende Begleitung der Mieterschaft auch in anderen Regionen zur Anwendung kommen kann. Die Toolbox wird partizipativ erarbeitet und entspricht so den Bedürfnissen von Kantonen, Eigentümern und Hausverwaltungen.

Kontaktperson: Filipe de Oliveira Vilaca, SIG: Solutions de rénovation – éco21 Immobilier

La spinta gentile in ambito energetico

Die Gemeinde Stabio spricht mit diesem Projekt Immobilienbesitzerinnen und -besitzer an, die noch keine Sanierung an ihrem Gebäude in Erwägung gezogen haben, um eine bessere Energiebilanz zu erzielen. Konkret übermittelt ihnen die Gemeinde ein maßgeschneidertes Informationsblatt, welches das Potenzial möglicher Sanierungen in Bezug auf ihr eigenes Gebäude aufzeigt. Die Immobilienbesitzerinnen und -besitzer erhalten Anregungen und Hinweise, wie sie die Sanierungen angehen können. Das Projekt wirkt sich positiv auf alle drei Dimensionen der Nachhaltigkeit aus: Es verringert die Treibhausgasemissionen, was sich in besserer Luftqualität und besserer Gesundheit niederschlägt, und es unterstützt Immobilienbesitzerinnen und -besitzer finanziell bei der Energiewende dank einer günstigen Anreizpolitik. 

Kontaktperson: Viola Ferdani, Comune di Stabio

Kriterienkatalog zur Transformation von Siedlungsbauten

Soziale Nachhaltigkeitsziele werden bei der Planung der Siedlungsentwicklung nach innen oft zu wenig integriert. Am Beispiel der Bestandssiedlungen im Zürcher Limmattal erarbeitet die Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften zunächst sozialräumliche Portraits von Wohnsiedlungen und ein Inventar von bestehenden Wertbeständen und Zielkonflikten. In einem nächsten Schritt definiert sie in einem partizipativen Prozess Kriterien für die sozial nachhaltige Transformation von bestehenden Wohnsiedlungen. Diesen Kriterienkatalog können Planungsbehörden, Bauträgerschaften oder auch die Bewohnenden selbst in der Umsetzung von Transformationsprozessen und der Siedlungsentwicklung nach Innen nutzen. Die Nachhaltigkeit der räumlichen Entwicklung wird gesamthaft gesteigert, da ökonomische, ökologische und soziale Anliegen aufeinander abgestimmt werden.

Kontaktperson: Prof. Philippe Koch, ZHaW, Wohnen Im Limmattal – Regionale 2025

Kennzahlenset soziale Nachhaltigkeit für Immobilienportfolios

Geeignete Kriterien und Kennzahlen erlauben es Eigentümerinnen und Eigentümern von Immobilienportfolios, die soziale Nachhaltigkeit ihrer Gebäude und Siedlungen effizient einzuschätzen. Anhand dieser Analyse können sie konkrete und bedürfnisgerechte Anpassungen zugunsten von Wohnungssuchenden und der Mieterschaft vornehmen. Die beiden GmbHs Zimraum und Stratcraft wollen mit dem Kriterien- und Kennzahlenset die Wohnraumversorgung breiter Bevölkerungsschichten verbessern. Das Projekt beinhaltet eine inhaltliche und methodische Konsolidierung in Partnerschaft mit Branchenverbänden und der Hochschule für Wirtschaft Zürich.

Kontaktperson: Dr. Joëlle ZimmerliKennzahlen für sozial nachhaltige Immobilienportfolios – Zimraum

Kontakt

Bundesamt für Raumentwicklung ARE

Géraldine Zeuner

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