Die Siedlung Pelotière hatte lange ein schlechtes Image. Das Quartier, das sich aus fünf grossen Gebäuden mit jeweils vier Stockwerken und insgesamt 270 Sozialwohnungen zusammensetzt, liegt im südlichsten Teil der Stadt Versoix und in der Flugschneise des Genfer Flughafens. Die 960 Bewohnerinnen und Bewohnern der verschiedenen Gebäude stammen aus sechzig verschiedenen Nationen. Gemäss kantonalen Statistiken zeichnet sich die Bevölkerungsstruktur durch einen überdurchschnittlich hohen Anteil an sozial benachteiligten Menschen aus. Hinzu kommen schwierige infrastrukturelle Voraussetzungen: Das ausschliesslich zum Wohnen bestimmte Quartier ist durch den Fluss und eine Gewerbezone vom Stadtzentrum abgeschnitten. Trotz den zahlreichen sozialen Einrichtungen vor Ort, die mit der Unterstützung der Gemeinde eingerichtet wurden, ist es in den letzten Jahren immer wieder zu Nachbarschaftskonflikten, Streit mit den Vermietern sowie Drogen- oder Gewaltproblemen gekommen.
Ein «Quartiervertrag» für einen besseren Zusammenhalt
Mit dem 2012 gestarteten Projet urbain werden diese Herausforderungen nun gemeinsam angepackt. Nebst einem verbesserten Angebot von kommunalen Einrichtungen will die Stadt Versoix gemeinsam mit den Anwohnenden und verschiedenen Partnern einen «Quartiervertrag» erarbeiten. Der «Quartiervertrag» ist ein Instrument, das bereits in den 1970er-Jahren in Belgien, Frankreich und Kanada entwickelt und die verstärkte Partizipation der Bewohnerinnen und Bewohner im Quartier zum Ziel hat. Ein solcher Vertrag baut auf den drei Elementen Nähe zu den Quartierbewohner, Prävention und Partizipation auf und verpflichtet die Stadt dazu, Massnahmen zur Verbesserung der Lebensqualität der Quartierbevölkerung durchzuführen. Nebst der Entwicklung eines solchen Quartiervertrags steht in Versoix auch die Verbesserung der Integration vor Ort im Fokus. Die Bewohnerinnen und Bewohner sollen leichter Zugang zu den sozialen Dienstleistungen der Stadt finden und personalisierte Angebote erhalten. Mit Hilfe verschiedenster Veranstaltungen und neuen Zonenplanungen soll der bessere Anschluss an die Stadt Versoix gelingen. Der Zonenplan soll neu wirtschaftliche Nutzungen nahe beim Quartier ermöglichen und städtebauliche Verbindungen zwischen dem Quartier und dem Stadtzentrum aufbauen.
Wichtige Partner ins Boot holen
Bei der Umsetzung dieser Massnahmen ist die Aktivierung der Partner - Behörden, Verbände und Vereinen - wichtig. Eine enge Zusammenarbeit wird auch mit der Villa Yoyo angestrebt, die den vielen Kindern im Quartier seit Jahren einen Platz zum Spielen, Lernen und Essen bietet. Bereits umgesetzt werden konnte der Umbau des Begegnungscafés. Das Café ist seit 2003 ein Bestandteil des Quartiers, wurde nun aber im Rahmen des Projet urbain umgestaltet, erweitert und neu «Espace quartier La Passerelle» getauft. Die gewonnene Fläche ermöglicht es, mehrere Angebote gleichzeitig anzubieten und die bereits bestehenden Angebote besser zu koordinieren. Die Zusammenarbeit mit den verschiedenen Quartiervereinen, den sozialen Einrichtungen vor Ort und der Immobilienstiftung Jean-Dutoit steht auch in den kommenden Jahren im Mittelpunkt des Projektes.
Programm Projets urbains 2012-2015, Versoix (GE)