Versuchslabor Morenal-Bellinzona: Neupositionierung einer Siedlung

Im Tessiner Ort Monte Carasso in der Nähe der Kantonshauptstadt befindet sich die ehemals mit einem schlechten Ruf behaftete Siedlung Morenal mit über 70 Wohnungen. Dank dem Modellvorhaben «Versuchslabor Morenal» gelang eine Quartiererneuerung: Mit neu geschaffenen Einrichtungen und Serviceleistungen verschaffte sich die Wohnsiedlung ein besseres Image. Dabei stand die Frage im Zentrum, wie die Wirkungen eines solchen Projekts langfristig zu sichern sind.

Bild: Versuchslabor Morenal – Neupositionierung eines Quartiers in der Agglomeration Bellinzona
Versuchslabor Morenal – Neupositionierung eines Quartiers in der Agglomeration Bellinzona

Der Augenschein vor Ort macht rasch deutlich, wie ein Quartier belebt und vielfältiger genutzt werden kann – immer im engen Zusammenspiel mit der Wohnfunktion. So hat die private Trägerschaft den Aussenraum mit Hochbeeten, Gemüsegärten und einem Spielplatz nachhaltig aufgewertet. Die Kindertagesstätte und der Mittagstisch locken Kinder aus dem ganzen Dorf an, und der Mehrzwecksaal steht fortan der gesamten Bevölkerung zur Verfügung. Ein «Custode sociale», eine Art Siedlungsanimator, der ältere Personen unterstützt und begleitet, trägt zum sozialen Kitt bei. In Partnerschaft mit regionalen Organisationen, die Dienstleistungen für ältere und behinderte Personen erbringen, sollen diesen Zielgruppen längerfristig rund vierzig bedürfnisgerechte Wohnungen offen stehen.

Das Vorhaben musste sich in einem Spannungsfeld bewähren, in dem sich viele Quartiererneuerungsprojekte wiederfinden: Einerseits sollte das Vorhaben dauerhafte Strukturen aufbauen, andererseits sollten diese so flexibel sein, sodass sie an die sich ständig wandelnden Rahmenbedingungen oder Nutzerbedürfnisse angepasst werden können. Das «Versuchslabor Morenal» sah sich beispielsweise mit einem Eigentümerwechsel konfrontiert, der die Frage nach der geeigneten Governance und Verankerung aufwarf.

Die Erfahrungen aus dem Modellvorhaben machen deutlich, dass es nicht primär darum geht, in welche Rechtsform das Projekt dereinst überführt würde. Vielmehr müssen sich die involvierten Partner auf zwei Ebenen über die künftige Governance einigen: Auf strategischer Ebene gilt es, die Rollen und das jeweilige Engagement der Partner – Eigentümer, Bewohner, Vereine, Gemeinde – zu klären. Auf operativer Ebene muss die Balance gehalten werden zwischen gemeinnütziger Wirkung und betriebswirtschaftlicher Tragbarkeit der neu geschaffenen Angebote, zu denen Mehrzwecksaal, Mittagstisch oder Kindertagesstätte gehören. Die Wahrung der privaten Interessen – beispielsweise die Finanzierung der mit der Nutzung des Gemeinschaftsraums verbundenen Kosten – ist die Voraussetzung, dass die Bevölkerung in den Genuss von niederschwelligen und nicht profitorientierten Angeboten kommen kann.

Nach der ersten, erfolgreichen Phase mit dem Aufbau der neuen Angebote und der Öffnung der Siedlung nach aussen, ging es für das Modellvorhaben «Versuchslabor Morenal» darum, sich organisatorisch zu festigen und das Vorgehen sowie die Erfahrungen für andere Tessiner Gemeinden und über den Kanton hinaus anwendbar zu machen. 

https://www.are.admin.ch/content/are/de/home/raumentwicklung-und-raumplanung/programme-und-projekte/modellvorhaben-nachhaltige-raumentwicklung/modellvorhaben-nachhaltige-raumentwicklung-2014-2018/ausreichendes-und-beduerfnisgerechtes-wohnraumangebot-schaffen/versuchslabor-morenal--neupositionierung-eines-quartiers-in-der-.html