Nachhaltige Quartierentwicklung Weststadt Solothurn

Sanierungsbedürftige Wohnbauten, ein überdurchschnittlich hoher Anteil an Migrationsbevölkerung und ein Image mit Schattenseiten: Die Herausforderungen im Quartier Weststadt in Solothurn sind vielfältig. Mit dem Modellvorhaben sollte das Quartier aufgewertet und bestehende Qualitäten gefestigt werden – und dank des partizipativen Vorgehens und des Einbezugs aller relevanten Akteure konnten erste Erfolge realisiert werden.

Die Bevölkerung des Quartiers Weststadt Solothurn wurde von Anfang an in die Quartierentwicklung einbezogen.
Die Bevölkerung des Quartiers Weststadt Solothurn wurde von Anfang an in die Quartierentwicklung einbezogen.

Im Solothurner Quartier Weststadt leben rund 4000 Menschen. Räumlich deutlich von der Innenstadt abgetrennt, hat das Quartier neben einer Reihe von positiven Qualitäten wie der ruhigen Wohnlage, den Einkaufsmöglichkeiten und den vielen Grünflächen mit einigen Herausforderungen zu kämpfen: Viele der Gebäude sind sanierungsbedürftig, der Anteil der Migrationsbevölkerung ist überdurchschnittlich hoch und die Quartierbevölkerung ist ungünstig durchmischt. Mit dem Modellvorhaben «Nachhaltige Quartierentwicklung Solothurn West» verfolgte die Stadt Solothurn das Ziel, das Quartier aufzuwerten und attraktiver zu machen sowie die bestehenden Qualitäten zu festigen. Das Gebiet wurde auch im Agglomerationsprogramm Solothurn als Entwicklungsschwerpunkt definiert. Zudem wurde das Modellvorhaben mit dem östlich angrenzenden Entwicklungsgebiet Obach/Muten/Ober-/Unterhof, wo mit der Stadtentwicklungsplanung  «Weitblick» westlich und östlich der Westumfahrung ein neuer Stadtteil entstehen soll, verknüpft. Diese Verknüpfung von unterschiedlichen räumlichen Situationen - Quartierentwicklung im Bestand mit zukünftiger Gebietsentwicklung - ist eine Besonderheit des Modellvorhabens.

Definitive Ziele in Zusammenarbeit mit der Quartierbevölkerung erarbeitet

Für das Modellvorhaben wurde ein Lenkungsausschuss gegründet, in welchem alle relevanten Akteure - Gemeinderat, politische Parteien, Verwaltung, Kanton, Bund, Liegenschaftseigentümer, Quartierbevölkerung und Gewerbe - vertreten waren und der sich als lernende Organisation versteht. Beim Projektstart wurden keine definitiven Ziele, sondern nur grobe Zielrichtungen festgelegt, so etwa die Aufwertung und Durchmischung des Quartiers, das Stimulieren des Wohn- und Liegenschaftsmarktes, die Verbesserung des Images sowie die Aktivierung der Wohnbevölkerung. Die definitiven Ziele wurden laufend im Dialog mit der Quartierbevölkerung und weiteren Anspruchsgruppen entwickelt. In einem ersten Schritt wurde mit einer Quartieranalyse begonnen. Diese erfolgte einerseits durch Expertinnen und Experten, andererseits durch die von der Hochschule Luzern entwickelte REPLY-Methode: Dabei wurden Bewohnerinnen und Bewohner zu «Quartierforscherinnen und -forschern» ausgebildet, die eigene Befragungen und Begehungen im Quartier durchgeführt haben. Als Resultat dieses Aktivierungsprozesses haben sich für die Umsetzungsphase sechs Arbeitsgruppen aus der Bevölkerung formiert, welche die sechs Handlungsfelder, die 2008 aufgrund der Ergebnisse der Quartieranalysen gemeinsam definiert wurden, weiterverfolgt haben. Eine dieser Gruppen hat in der Folge auch den Quartierverein gegründet, der seither eine zentrale Ressource im Quartier darstellt und mitbeteiligt ist am Aufbau eines Quartierzentrums, welches die alten und neuen Quartierteile verbinden und vielfältige gemeinschaftliche Aktivitäten ermöglichen soll.

Massnahmen im soziokulturellen Bereich erfolgreich umgesetzt

Im Rahmen des Modellvorhabens konnte vor allem im soziokulturellen Bereich viel umgesetzt werden: So wurde ein grosser Spielplatz des Quartiers saniert, mehr Freizeitangebote für Jugendliche - Mädchentreff, Jugendkulturwochen, Kinderchor - wurden geschaffen, professionelle Quartierarbeit und ein jährliches Quartierfest eingeführt sowie ein Quartierbüro eröffnet. Diese Massnahmen gaben der Quartierbevölkerung viel Vertrauen in das Projekt, da die Massnahmen sichtbar waren. Eine Verbesserung des Images des Quartiers konnte teilweise durch die vielen positiven Medienberichte und die quartiereigenen Veranstaltungen erreicht werden. Durch die Einführung von Tempo-30-Zonen wurde der Verkehr beruhigt, und die neu gebaute Entsorgungsstelle schafft mehr Sauberkeit im Quartier.

Projekt wird weitergeführt

Nach Ende des Modellvorhabens wurde das Projekt 2012 in eine zweite Phase überführt. Auch in dieser Phase stehen die unterschiedlichen räumlichen Situationen - Quartierentwicklung im Bestand und zukünftige Gebietsentwicklung - im Vordergrund: Für das bestehende Quartier hat die Hochschule Luzern ein Vorgehensmodell zur strategischen baulichen Entwicklung für Quartiere entwickelt. Neben einem «Quartierbranding» sollen zusammen mit interessierten Liegenschaftseigentümerinnen und -eigentümern neue und innovative Immobilienangebote entwickelt werden, welche auf das neue Image und die entsprechenden Zielgruppen ausgerichtet sind. Weiter wurde das Teilprojekt «altersgerechtes Quartier» initiiert, das zusammen mit engagierten Seniorinnen und Senioren Massnahmen entwickelt, damit ältere Bewohnerinnen und Bewohner möglichst lange im angestammten Quartier bleiben können. Für das gesamte Gebiet gilt es zudem, einen Entwicklungsmasterplan zu erarbeiten, der als Grundlage für die Entwicklung der zukünftigen Quartiere dienen soll.

Kontakt

Stadtbauamt Solothurn

Daniel Laubscher

+41 32 626 92 90

 

Hochschule Luzern - Soziale Arbeit

Alex Willener

+41 41 367 48 60

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