Die interkommunale und interkantonale Zusammenarbeit in der Region Jurabogen bündelt die Interessen von 17 unterschiedlich grossen Städten und Gemeinden aus den vier Kantonen Bern, Waadt, Neuenburg und Jura. Für den Kanton Bern sind dies Biel, La Neuveville, Moutier, Saint-Imier, Tramelan und Tavannes; in der Waadt Grandson, Le Chenit, Orbe, Sainte-Croix und Yverdon-les-Bains; im Kanton Neuenburg La Chaux-de-Fonds, Le Locle, Neuenburg und Val-de-Travers und schliesslich die jurassischen Gemeinden Delémont und Porrentruy. Die Vereinigung der Städte des Jurabogens (Réseau des villes de l'Arc jurassien RVAJ) wurde als rein politische Struktur bereits 1993 gegründet. Die Expo 2002 gab der Organisation einen weiteren Impuls, doch erst mit dem Start des Modellvorhabens im Jahr 2007 wurden die Bedürfnisse konkretisiert.
Schwerpunkte in den Bereichen Tourismus, Energie und Kultur gesetzt
Das Städtenetz will die Region wirtschaftlich, kulturell und touristisch stärken und auf kantonaler, nationaler und internationaler Ebene als klein- und mittelstädtisch geprägten Handlungsraum sichtbar machen und profilieren. Dazu wurden erstmals Projekte in den Bereichen Tourismus, Energie, Kultur gemeinsam entwickelt und umgesetzt:
- Das Modellvorhaben RVAJ gab den Anstoss, alle Tourismusbüros des Jurabogens neu zu organisieren und zu einem einzigen Konglomerat zu verschmelzen. Seit 2011 werden die touristischen Aktivitäten unter der gemeinsamen Marke «Jura & Drei-Seen-Land» als eine der 13 offiziellen touristischen Regionen gebündelt und vermarktet.
- Mit dem Projekt «Energie» nähert sich der Jurabogen schrittweise den Zielen einer 2000-Watt-Gesellschaft an. 2010 analysierten die zwölf am Projekt beteiligten Gemeinden des Städtenetzes mehr als 400 der verwaltungseigenen Gebäude und deren Energieverbrauch. Aufbauend auf der Analyse, kennzeichnet das Label «Display» die prioritär sanierungsbedürftigen Gebäude. Ein Jahr später wurden in allen am Projekt beteiligten Gemeinden Orientierungsabende für private Hausbesitzerinnen und Hausbesitzer zur Energieanalyse für Gebäude veranstaltet. Zudem wurde die Wanderausstellung «Mission possible: L'habitat de la société à 2000 watts», welche Fragen und Erkenntnisse zur Energieeffizienz thematisiert, im gesamten Gebiet des Jurabogens auf die Reise geschickt. Seit 2012 sind weitere Teilprojekte hinzugekommen, so etwa eine alljährlich stattfindende Tagung zu einem jeweils unterschiedlichen Energiethema.
- Um die regionale Identität zu stärken, setzte der RVAJ einen dritten Schwerpunkt im Bereich Kultur: Seit 2012 gibt es dank einer Kooperation der unabhängigen Kinos und des Tourismus den «Passeport Cinéma» (www.passeport-cinema.ch). Dieser verbindet nicht nur alle Kinos miteinander, sondern kombiniert Filmvorführungen mit touristisch interessanten Angeboten in der Region. Hierbei werden vor allem industriehistorisch bedeutsame Orte berücksichtigt.
Im Spannungsfeld Stadt-Land gemeinsam Handeln und die Identität stärken
Die Bedürfnisse und Interessen der am Städtenetz beteiligten Gemeinden sind heterogen, nicht zuletzt weil der Projektperimeter urbane und ländliche Gebiete aus vier Kantonen umfasst. Damit das Modellvorhaben in eine positive Richtung gelenkt werden konnte, mussten verschiedene Konkurrenzsituationen ausnivelliert werden. Die Erfahrung hat dabei gezeigt, dass es auf kommunaler Ebene eine starke politische Mobilisierung für überregionale Zusammenarbeitsformen braucht. Eine wichtige Voraussetzung dafür war der Aufbau einer professionellen Geschäftsstelle zur Führung des Netzwerkes. Die durch die Mitglieder des Städtenetzes finanzierte Geschäftsstelle agiert operativ und ist heute in die Organisation arcjurassien.ch eingebunden. Durch die Arbeit der Geschäftsstelle bekamen die Projekte des RVAJ sichtbare und positive Impulse, und es sind bereits neue Projekte, wie etwa das Projekt «Orte der Erinnerung und Zukunftsbilder im Jurabogen», in Planung. Durch die gemeinsame Umsetzung konkreter Projekte und das Setzen von Schwerpunkten wird die Zusammenarbeit schrittweise ausgebaut und weiterentwickelt und damit der klein- und mittelstädtisch geprägte Handlungsraum «Jurabogen» gestärkt.