Bezahlbarer Wohnraum in Zermatt ist rar: Ortsansässige und im Tourismus tätige Arbeitnehmende finden kaum einen Wohnsitz zu erschwinglichen Preisen. Im Rahmen des Modellvorhabens wurden partizipative Lösungsansätze entwickelt, um den regionalen Wohnungsmarkt nachhaltig zu bewirtschaften und bestehende Erstwohnungen zu erhalten. Eine regionale Genossenschaft ist angedacht, um die Versorgung mit bezahlbarem Wohnraum zu verbessern.
Der Erfolg der Tourismusdestination Zermatt sowie die Verflechtung des Erst- und Zweitwohnungsmarkts haben zu einem Mangel an preisgünstigem Wohnraum in der Gemeinde geführt. Haushalte in den mittleren und unteren Einkommensklassen haben Schwierigkeiten, in Zermatt eine bezahlbare Wohnung zu finden. Sie nehmen daher oftmals Wohnsitz in den günstigeren, Nachbargemeinden Täsch und Randa. Dies führt dort zu einem hohen Anteil an ausländischen und weniger finanzkräftigen Haushalten. Regionale Arbeitgeber sehen sich mit einer starken Fluktuation der Angestellten konfrontiert, da diese aufgrund der Wohnverhältnisse nicht über längere Zeit in der Region bleiben möchten. Hinzu kommt, dass die Gemeinden des Inneren Mattertals über wenig Grundeigentum und damit wenig wohnungspolitischen Handlungsspielraum verfügen.
Um die negative Dynamik zu durchbrechen und den Handlungsspielraum zu vergrössern, haben sich Zermatt, Täsch und Randa im Modellvorhaben für Nachhaltige Raumentwicklung 2014-2018 zusammengeschlossen. Politische Akteure der Gemeinden Zermatt, Täsch und Randa haben mit der Unterstützung der Bauverwaltung Zermatt und einem Beratungs- und Planungsbüro das Modellvorhaben initiiert.
Partizipative Lösungsansätze
Als erster Schritt wurde ein Grobkonzept zu potentiellen Lösungsmöglichkeiten, Organisationsformen und Finanzierungsoptionen erarbeitet und als Austauschplattform ein runder Tisch konstituiert. Darin vertreten waren Eigentümerschaften und weitere Akteure des Boden- und Liegenschaftsmarkts, wie Arbeitgeber/-innen und Vertreter/-innen der Burgergemeinden. Sie hatten Gelegenheit, im Rahmen zweier Arbeitsgruppen («Ortsmarketing» und «Körperschaft») Lösungswege zu entwickeln und weiterzuverfolgen.
Umsetzung über Anreize und Regulierungen
Die erarbeiteten Massnahmen zielen sowohl auf die kommunale als auch regionale Ebene ab. Auf beiden Ebenen kombinieren sie regulatorische und anreizbasierte Ansätze. In der Gemeinde Zermatt wurde das Reglement über den Erst- und Zweitwohnungsbau angegangen, um die negativen Auswirkungen der engen Verflechtung von Erst- und Zweitwohnungsmarkt zu reduzieren. Die eine Arbeitsgruppe hat einen Flyer für Zuzüger mit dem Titel «Wo wohne ich schlau?» erarbeitet, der die Qualitäten der einzelnen Wohnorte im Inneren Mattertal aufzeigt. Als Ergänzung dient ein Massnahmenkatalog, welcher ein gezielteres, an die kommunalen Gegebenheiten angepasstes Ortsmarketing erlaubt.
Regionale Körperschaft
Im Rahmen des Modellvorhabens haben die Gemeinden den Aufbau einer regional tätigen Genossenschaft vorbereitet: Durch das Bewirtschaften und Verwalten vorhandener Objekte soll der bestehende Erstwohnungsraum erhalten und der Zugang zu bezahlbarem Wohnraum im Inneren Mattertal verbessert werden. Die regionale Genossenschaft, deren Schaffung im Verlauf des Sommers 2018 noch politisch validiert werden muss, soll nach Abschluss des Projekts den Wohnungsmarkt im Inneren Mattertal nachhaltig gestalten.
Politische Verankerung braucht Zeit
Obwohl vom anfänglich vorgesehenen Abschluss abgewichen werden musste – einzelne Projektphasen brauchten mehr Zeit als geplant –, kann das Modellvorhaben stolz sein auf seine Bilanz. Es ist gelungen – trotz der zwischen den einzelnen Gemeinden sehr unterschiedlichen Interessenlage – gemeinsame und zum Teil auch lokal differenzierte Massnahmen zu erarbeiten und umzusetzen und das Thema der angemessenen Wohnraumversorgung als geteiltes Anliegen auf die politische Agenda zu setzen.