Szenarien und Methodik

Für die Verkehrsperspektiven 2050 wurden vier verschiedene Szenarien berechnet. Wichtige Treiber sind zum einen die technologische Entwicklung, etwa automatisierte Fahrzeuge, Angebote, um Verkehrsmittel zu kombinieren oder elektrische Antriebe und zum anderen die Bereitschaft in Politik und Gesellschaft, mehr für eine nachhaltige Mobilität zu tun.

Im Zentrum der Verkehrsperspektiven steht das Szenario «Basis». Dieses widerspiegelt eine Entwicklung hin zu einer ressourceneffizienten Mobilität von Personen und Gütern, indem es sich an den Zielen von «Mobilität und Raum 2050: Sachplan Verkehr, Teil Programm» orientiert.

Die Szenarien arbeiten nicht mit Zielvorgaben, sondern sind ergebnisoffen und explorativ. Ihnen liegen vielfältige Annahmen zugrunde. Zum Beispiel Festlegungen darüber, ob und wann automatisierte Fahrzeuge auf den Strassen fahren, welche Bedeutung das Homeoffice in Zukunft einnehmen wird oder inwieweit die Politik bereit ist, ressourceneffiziente Mobilität wie den öffentlichen, den Fuss- und Veloverkehr gesondert zu fördern.

Weitere Annahmen betreffen das Mobilitätsverhalten. Annahmen beziehen sich zum Beispiel darauf, inwiefern ältere Menschen mobiler werden und inwieweit wir wegfallende Arbeitswege durch zusätzliche Freizeitaktivitäten kompensieren. Wichtig sind auch die Annahmen hinsichtlich der Raumstruktur: Ob wir in Zukunft eher in der Stadt oder auf dem Land leben, beeinflusst, welche Wege wir mit welchen Verkehrsmitteln zurücklegen.

Allen Szenarien gemeinsam ist, dass sie generell von einem steigenden Wohlstand ausgehen sowie von einer Zunahme von Homeoffice und Onlineshopping. Letztere sind je nach Szenario unterschiedlich stark ausgeprägt.

Szenario «Basis»

Dieses Szenario umfasst ein Set an verkehrspolitischen Massnahmen, die Nachhaltigkeit und ressourceneffiziente Mobilität begünstigen. Eine gesellschaftliche Bereitschaft zur Akzeptanz dieser Massnahmen ist die Voraussetzung für das Szenario «Basis».

Die zunehmende Verbreitung von E-Bikes in Verbindung mit dem Ausbau der Velo-Infrastruktur sorgt für eine höhere Velo-Nutzung. Im Vergleich zum öffentlichen Verkehr (ÖV) verteuert sich die Nutzung eines eigenen Autos. Die Arbeit im Homeoffice gehört zur Normalität, wodurch die Anzahl der Wege für Arbeits- und Geschäftsreisen stark sinkt. Gleichzeitig nehmen die Freizeitverkehre deutlich zu. Der Güterverkehr verlagert sich – gelenkt durch politische Instrumente wie die Schwerverkehrsabgabe LSVA – spürbar auf die Schiene. Der Schienengüterverkehr profitiert ausserdem von einer Bündelung des Warenaufkommens. Für das Szenario «Basis» wurden zudem zwei Sensitivitäten mit höherer (SH) und tieferer (ST) Bevölkerungs- und Wirtschaftsentwicklung gemäss den Szenarien des Bundesamtes für Statistik und der Branchenszenarien des Bundes untersucht.

Szenarien Nachhaltige und individualisierte Gesellschaft

Die beiden Szenarien «Individualisierte Gesellschaft» (ITG) und «Nachhaltige Gesellschaft» (NTG) zeichnen sich durch eine, im Vergleich zum Szenario «Basis», weitergehende Entwicklung und Akzeptanz von neuen Technologien aus.

Beide Szenarien gehen von einer hohen Zahl automatisierter Fahrzeuge aus. Über 60 Prozent der Personenwagen werden 2050 automatisiert fahren. On-Demand-Angebote, im Sinne von flexibel bestellbaren Rufbussen, etablieren sich. Die Elektromobilität breitet sich unterschiedlich schnell aus. So haben im Szenario «Nachhaltige Gesellschaft» im Jahr 2050 circa 85 Prozent der Autos einen elektrischen Antrieb, während es im Szenario «Individualisierte Gesellschaft» etwa 44 Prozent sind. Die unterschiedlichen Annahmen für «Nachhaltige Gesellschaft» und «Individualisierte Gesellschaft» folgen der Frage, zu welchem Zweck die technologischen Innovationen eingesetzt werden, ob zum Nutzen der Umwelt («Nachhaltige Gesellschaft») oder des Einzelnen («Individualisierte Gesellschaft»).

Szenario «Nachhaltige Gesellschaft»

In diesem Szenario ist das Verantwortungsbewusstsein gegenüber der Umwelt und dem sozialen Umfeld stark ausgeprägt. Den Menschen sind nachhaltige Dienstleistungen wichtiger als der Besitz von Dingen, die Bereitschaft zum Teilen ist gross. In Bezug auf die Raumentwicklung liegt der Akzent auf der Siedlungsentwicklung nach innen, das Leben im urbanen Raum wird attraktiver. Die Politik setzt Instrumente ein, welche die Nutzung eines eigenen Autos verteuern. Gleichzeitig gewinnt der öffentliche Verkehr preislich an Attraktivität. Ein Resultat dieser Annahmen ist gesamthaft weniger Verkehr als in den anderen Szenarien. Langfristig werden sich automatisierte Personen- und Güterfahrzeuge durchsetzen, etwa in Form von automatisierten ÖV-Angeboten in der Stadt oder On-Demand-Shuttlebussen auf dem Land. Fast alle Personenwagen sind elektrisch angetrieben. Der Güterverkehr wird über politische Instrumente wie die Schwerverkehrsabgabe LSVA deutlich auf die Schiene gelenkt.

Szenario «Individualisierte Gesellschaft»

Im Szenario «Individualisierte Gesellschaft» verwenden die einzelnen Verkehrsteilnehmenden die technologischen Entwicklungen primär für den privaten Nutzen. Der Besitz eines eigenen Autos ist eine Selbstverständlichkeit, wobei sich der Trend zu grösseren Fahrzeugen fortsetzt. Nachhaltigkeit ist zweitrangig und wird gelebt, solange umweltbewusstes Handeln nicht den eigenen Aktionsradius einschränkt und nicht viel kostet. Bei der Raumentwicklung geht der Trend eher in Richtung einer weiteren Zersiedlung. Neue Quartiere entwickeln sich weniger in städtischen, sondern vermehrt in ländlichen und intermediären Räumen. Der öffentliche Verkehr erhält weniger Subventionen, was die Kosten gegenüber den Personenwagen, deren Nutzungskosten tief bleiben, ansteigen lässt. Es gibt kaum Bedarf verschiedene Transportmittel zu kombinieren oder an Sharing-Angeboten. Der Güterverkehr auf Strasse und Schiene operiert mit tiefen Kosten. Der Onlinehandel nimmt gegenüber den anderen Szenarien stärker zu.

Szenario «Weiter-Wie-Bisher»

Beim Szenario «Weiter-Wie-Bisher» (WWB) handelt es sich um eine Fortführung des Heute. Technologische Entwicklungen finden statt, verändern die Mobilität aber nur langsam. Nachhaltigkeit ist nicht das Hauptthema. So schreitet die Zersiedelung gedämpft weiter fort. Siedlungs- und Wohnformen bleiben unverändert und die Kosten für das eigene Auto relativ gering. Die Anzahl der Wege pro Person nimmt zwar wegen Homeoffice und Onlineshopping leicht ab – doch bleibt die Verkehrsmenge aufgrund vermehrter Freizeitwege auf einem ähnlichen Niveau wie heute.


Inhalte

Verkehrsperspektiven 2050

Der Verkehr wächst auch in Zukunft. Aufgrund gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Trends wie der Zunahme von Homeoffice, der weitergehenden Urbanisierung und der Alterung der Bevölkerung wächst der Verkehr indes weniger stark als die Bevölkerung. Dies zeigen die Verkehrsperspektiven 2050 des UVEK.

Verkehrslandschaft 2050: Annahmen

Erläuterung der Annahmen über die Entwicklung von Bevölkerung, Wirtschaft und Raumstruktur sowie über politische, technologische und gesellschaftliche Entwicklungen, die den Verkehrsperspektiven zugrunde liegen.

Entwicklungen Personenverkehr

Resultate für die Entwicklung des Personenverkehrs in verschiedenen Szenarien und verschiedenen Zeithorizonten.

Entwicklungen Güterverkehr

Resultate für die Entwicklung des Güterverkehrs in verschiedenen Szenarien und verschiedenen Zeithorizonten.