Die französischsprachigen Kantone des Jurabogens Neuchâtel, Jura, Bern und Waadt spannen zusammen: Im Rahmen des Modellvorhabens «Gestion intégrée de l'espace rural jurassien» wollen sie die Umsetzung von vier Sektoralpolitiken des Bundes - nämlich der Landwirtschafts-, der Wald-, der Natur- und Landschaftsschutzpolitik sowie der Raumplanungspolitik - harmonisieren. Dafür wurden fünf Handlungsschwerpunkte ausgewählt: Landschaftsschutz und Standorte für Windkraftanlagen, Regelung von grossen Outdoor-Sportanlässen und Schutz der Biodiversität, Freizeit im Alltag und deren Auswirkungen auf den ländlichen Raum, Umnutzung ehemaliger Landwirtschaftsgebäude sowie die Auswirkungen verschiedener Sektoralpolitiken auf die für die Juralandschaft charakteristischen Waldweiden. Dank gemeinsam erarbeiteten Vorschlägen stellen die vier Kantone sicher, dass die Ausarbeitung und später die Umsetzung der kantonalen Weisungen in dieselbe Richtung zielen.
Originelle Vorgehensweise
Die Schwerpunktthemen sind auf Wunsch der Projektsteuerung von Beginn an auf die einzelnen Kantone zugeschnitten worden. Dies gewährleistet eine solide politische Abstützung sowohl in den Kantonen als auch seitens des Bundes. Die Kantone waren jeweils zu gleichen Anteilen und der Bund mit einem Vertreter in der Projektsteuerung vertreten. Unterstützt wurde die Projektsteuerung von zwei bereits bestehenden kantons- und sektorenübergreifenden Plattformen. Auf politischer Ebene aufgegriffen und weiterverbreitet wurden die Resultate des Modellvorhabens von Arcjurassien.ch, der Koordinationsplattform der Regierungen der vier beteiligten Kantone. Derzeit ist eine Anhörung unter den kantonalen Fachstellen im Gange. Im Anschluss daran sollen die Empfehlungen in ihrer endgültigen Form angenommen und in den Kantonen umgesetzt werden. Sie richten sich auch an die Gemeinden und den Bund.
Nutzen für landschaftliche Aspekte
Vor allem bei den Schwerpunkten, welche auf die Landschaft fokussierten, stach der Nutzen des Modellvorhabens hervor: In Bezug auf die Waldweiden-Landschaften als wichtige Identitätsträger für die Region zeigte sich, dass den Auswirkungen der Landwirtschaftspolitik des Bundes besondere Aufmerksamkeit gewidmet werden muss. Im Falle der Windkraft, die nachträglich als Schwerpunkt definiert wurde, stand vor allem die Rollenverteilung zwischen den beteiligten Akteuren im Mittelpunkt. Die kantonalen Verwaltungen spielen dabei einen wichtigen Part. Da die Akzeptanz von Windkraftwerken lokal abnimmt, wurde in den Empfehlungen das Schwergewicht auf partizipative Prozesse zur Förderung der Akzeptanz solcher Anlagen in der Bevölkerung gelegt.
Zusammenarbeit der vier Kantone als Herausforderung
Bedingt durch die gegenseitigen Abhängigkeiten zwischen den Politiken des Bundes, der politischen Aktualität und der Vielfalt der an der Umsetzung beteiligten Akteure waren die fünf Handlungsschwerpunkte weitreichend und komplex. Es kann daher als grosser Erfolg des Modellvorhabens gewertet werden, dass sich die Fachstellen der vier Kantone an einen Tisch gesetzt und die fünf Handlungsschwerpunkte gemeinsam angepackt haben. Erwähnenswert ist, dass die betrachtete Ebene einem der Handlungsräume des Raumkonzepts Schweiz entspricht und dass am Modellvorhaben politisch-administrative Einheiten beteiligt waren, die auf ebendieser Ebene tätig sind. Diese Schwerpunkte sollten deshalb weiterhin im Rahmen eigenständiger Projekte weiterentwickelt werden.