Waldstadt Bremer

Der Förderverein Waldstadt Bremer, als Projektträger des Modellvorhabens, hat in einer Machbarkeitsstudie die Sicht der Projektinitianten sowie der Autorinnen und Autoren festgehalten. Deren Ziel ist es, die «Waldstadt Bremer» zu realisieren. Während der Bearbeitung kristallisierten sich neben der zentralen Frage nach den Voraussetzungen für eine Waldrodung weitere wichtige Punkte heraus, die zu prüfen waren. Dazu gehörten die Einbettung des Projektes in die regionale Siedlungsentwicklung, die Einbindung der Stadterweiterung in den städtischen Kontext, die technische Realisierung und die Finanzierung der Autobahnüberdeckung, die Grundstücksverfügbarkeit sowie die Akzeptanz des Projektes bei der Bevölkerung und der Politik.

Mit der Stadterweiterung in den Bremerwald könnte ein neues Quartier für rund 8000 Einwohner/-innen entstehen.
Mit der Stadterweiterung in den Bremerwald könnte ein neues Quartier für rund 8000 Einwohner/-innen entstehen.  

Der Bremerwald liegt im Nordwesten der Stadt Bern. Für die Stadterweiterung schlagen die Projektträger einen Perimeter vor, der südlich direkt ans Länggassquartier anschliesst und nördlich von der Autobahn A1 begrenzt wird, die heute den Bremerwald durchschneidet. Die von der Stadterweiterung betroffene Waldfläche umfasst rund 42 Hektaren, was etwa der Grösse der Berner Altstadt entspricht. Auf dieser Fläche soll ein neues Stadtquartier für rund 6000 bis 8000 Bewohnerinnen und Bewohner sowie mit Arbeitsplätzen entstehen. Stadt, Region und Kanton begrüssten grundsätzlich, dass die Projektidee «Waldstadt Bremer» überprüft wird, und hatten in einer Begleitgruppe mitgewirkt. Im Rahmen des Modellvorhabens sollte geklärt werden, ob und unter welchen Umständen eine Stadterweiterung von Bern in den Bremerwald infrage kommen könnte.

Hauptthemen der Machbarkeitsstudie

Der innovative Beitrag sollte vorwiegend in der Betrachtung der «Waldstadt Bremer» aus der regionalen Siedlungsentwicklung heraus geleistet werden. Im regionalen Gesamtverkehrs- und Siedlungskonzept der Region Bern-Mittelland (RGSK) war von rund 400 Hektaren Wohnzonen die Rede, die bis ins Jahr 2030 zusätzlich benötigt würden. Die Studie sollte eine Antwort geben auf die Fragen, welchen Beitrag die «Waldstadt Bremer» zu einem nachhaltigen Siedlungswachstum von Bern und Umgebung leisten könnte und was konkret diesen Standort als potenzielles Stadterweiterungsgebiet auszeichnete. Dazu wurden auf der Grundlage des RGSK vier Areale identifiziert und mit der «Waldstadt Bremer» verglichen. Als weiteres Kriterium der Studie galt es, die Stadterweiterung in den städtischen Kontext einzubetten. Dazu wurden Konzeptansätze zu Landschaft, Siedlung, Nutzung und Verkehr entwickelt. Ein zentraler und bis zum Schluss des Modellvorhabens umstrittener Punkt war die Rodung des Waldgebietes, das der Stadterweiterung Platz machen müsste. Mit dem Modellvorhaben «Waldstadt Bremer» sollte der heutige Schutz des Waldes nicht infrage gestellt werden. Vor diesem Hintergrund galt es, abzuklären, welche Voraussetzungen eine Waldrodung in dieser Grösse erfüllen müsste. Weitere wichtige Themen der Studie waren die technische Machbarkeit der Autobahnüberdeckung und deren Finanzierung und die Verfügbarkeit des Grundstückes, denn Eigentümerin des Areals ist die Burgergemeinde Bern. Da die Projekt­idee stark auf die Akzeptanz von Bevölkerung und Politik angewiesen ist, wurde auch dieser Aspekt in die Studie miteinbezogen.

Erhaltung Wald versus Erhaltung Kulturland

Das Siedlungsgebiet in der Schweiz nimmt stark zu. Dadurch geht viel landwirtschaftliches Kulturland verloren, derweil der Wald gut geschützt ist. Zur Minderung des hohen Kulturlandverlustes wird die Frage an die Raumplanung gestellt, ob nicht auch der Wald einen Beitrag an den hohen Siedlungsbedarf in den Agglomerationsräumen zu leisten hätte. Mit dem Modellvorhaben konnte ein Fachbeitrag zu diesem schwierigen Thema geleistet werden. Dabei war die interdisziplinäre Auseinandersetzung unter Einbezug von Stadt, Region und Kanton äusserst wertvoll. Entsprechend dem Projektstand einer Idee sind die vorliegenden Antworten nicht abschliessend zu werten, sondern als Input für kommende Diskussionen zu betrachten. Ob eine «Waldstadt Bremer» auch tatsächlich mit geringerem Kulturlandverlust in der Agglomeration Bern einher­gehen würde, konnte nicht abschliessend beantwortet werden. Die Zentralität, die geplante hohe Dichte des neuen Quartiers sowie die Anbindung an eine bereits bestehende Infrastruktur sprechen dafür. Die Weichen dafür müssten jedoch die Region und die Stadt Bern in ihren Siedlungsentwicklungskonzepten stellen.

Weiterführende Informationen

Kontakt

Bauart Architekten und Planer AG

Christine Seidler

+41 43 366 65 76

Kontaktinformationen drucken

https://www.are.admin.ch/content/are/de/home/raumentwicklung-und-raumplanung/programme-und-projekte/modellvorhaben-nachhaltige-raumentwicklung/modellvorhaben-nachhaltige-raumentwicklung-2007-2011/koordination-raeumlicher-funktionen--landmanagement/waldstadt-bremer.html