Gemeinsame Bodenpolitik in der Agglomeration Langenthal

Die elf Gemeinden der Agglomeration Langenthal wollen mit überkommunal verwalteten und vermarkteten Arbeitsgebieten neue Möglichkeiten der Arealentwicklung schaffen. Dazu wurden anhand einer differenzierten Analyse geeignete Arbeitsgebiete identifiziert sowie Vorschläge für einen finanziellen Ausgleich für die Zusammenarbeit der Gemeinden erarbeitet.

Die 11 Gemeinden der Agglomeration Langenthal haben die Eignung für ein regionales Arbeitsplatzgebiet geprüft.
Die 11 Gemeinden der Agglomeration Langenthal haben die Eignung für ein regionales Arbeitsplatzgebiet geprüft.

Erfolgreiche Arbeitszonen sind attraktiv erschlossen. Das ist in den elf zur Agglomeration Langenthal gehörenden Gemeinden Aarwangen, Langenthal, Bannwil, Bleienbach, Lotzwil, Obersteckholz, Roggwil, Schwarzhäusern, St. Urban (LU), Thunstetten und Wynau nicht immer der Fall. Aus diesem Grund wollten die in der Region Oberaargau im Kanton Bern liegenden Gemeinden im Rahmen des Modellvorhabens «Gemeinsame Bodenpolitik in der Agglomeration Langenthal» ihre Arbeitszonen regional an den besten Standorten konzentrieren. Die Planung, Umsetzung und Vermarktung der Flächen soll dadurch erleichtert werden, wodurch Investoren auch verbesserte Standortvoraussetzungen vorfinden. Die Arealentwicklung sollte an mindestens einem für Industrie und Gewerbe geeigneten und gut erschlossenen Standort erfolgen. Das zwischen 2007 und 2010 vom Bund mitfinanzierte Modellvorhaben wurde von der Agglomerationskonferenz Langenthal, in welcher alle Gemeinden mit einem Sitz sowie der Kanton Bern mit zwei Sitzen vertreten sind, getragen.

Ein idealer Standort für ein regionales Arbeitsgebiet existiert nicht

In einem ersten Schritt wurde die Agglomeration bezüglich der Eignung für ein regionales Arbeitsgebiet untersucht. Aus der Erhebung der bestehenden Arbeitsgebiete wurde deutlich, dass die Region noch über relativ grosse Baulandreserven in Arbeitsgebieten verfügt. Es wurde aber auch klar, dass der ideale Standort für ein regionales Arbeitsgebiet nicht existiert.

Hingegen wurden in der betrachteten Region sechs bereits bestehende Arbeitsgebiete für eine Weiterentwicklung mit differenzierter Nutzung als geeignet beurteilt. Jedes dieser sechs Arbeitsgebiete wird entsprechend seinen Stärken bezüglich Lage, Einzugsgebiet und Erschliessung für unterschiedliche Nutzungen vorbereitet. Für die qualifizierte, gemeinsame Entwicklung der Projektareale wurde ein Regelwerk erarbeitet, das die Zusammen­arbeit innerhalb der Gemeinden und einer Projektorganisation definiert und die Entwicklung und Vermarktung der Areale festlegt. Die Gemeinden, in welchen die sechs überkommunalen Arbeitsplatzgebiete liegen, müssen die darin enthaltenen Spezifikationen in ihre Zonenpläne aufnehmen und umsetzen. Die restlichen - ausserhalb der sechs definierten Areale bereits bestehenden - Arbeitsplatzgebiete bleiben für die lokalen Betriebe wichtig und sollen für den kommunalen Bedarf weiterentwickelt werden können. Für überkommunale Entwicklungen tritt ausserhalb der regionalen Arbeitsgebiete ein Moratorium in Kraft.

Von Mehrwertprojekten profitieren alle Gemeinden

Die formulierten Projektziele sahen nicht nur vor, dass ab 2010 in der Agglomeration Langenthal Arbeitsflächen in einem überkommunalen Pool angeboten und verwaltet werden: Es sollte ab diesem Zeitpunkt auch ein finanzieller Ausgleichsmechanismus für die Zusammenarbeit der Gemeinden erarbeitet werden. Dieser Nutzen-Lastenausgleich sollte die Kosten- und Ertrag-Aspekte der sechs Projektareale aufschlüsseln. Für einen Vorteil- und Nachteilausgleich wurden verschiedene Modellansätze geprüft, sie wurden von Gemeindevertretern jedoch als zu kompliziert beurteilt, was schon bei der Ermittlung der auszugleichenden Kosten bzw. Nutzen beginnt.

Anstelle eines Nutzen-Lastenausgleichs wurde die Idee von gemeinsamen «Mehrwertprojekten» vorgeschlagen. Von Mehrwertprojekten können sowohl die Gemeinden mit regionalen Arbeitsgebieten als auch die übrigen Gemeinden der Agglomeration profitieren. Es sollten dabei Projekte realisiert werden, die allen Gemeinden einen Nutzen bezüglich Attraktivitätssteigerung als Arbeitsstandort bringen, so zum Beispiel ein gemeinsames Marketing oder eine gemeinsame Kinderbetreuung. Finanziert werden die Mehrwertprojekte mit einem Pro-Kopf-Beitrag in den Gemeinden.

Regelwerk liegt vor

Die im Rahmen des Modellvorhabens erarbeiteten Grundlagen waren bei Projektende noch nicht in verbindliche Beschlüsse umgesetzt worden. Das Regelwerk und ein Vorschlag zur Organisationsform der gemeindeübergreifenden Zusammenarbeit lagen jedoch vor. Es hat sich im Verlauf des Modellvorhabens gezeigt, dass es schwierig ist und viel Überzeugungsarbeit braucht, die Gemeinden zu verbindlichen Entscheiden bezüglich der regionalen Zusammenarbeit zu verpflichten. Zudem wünschen sich die Gemeinden einen möglichst einfachen Ausgleichsmechanismus. Dieser konnte mit dem Modell der Mehrwertprojekte geschaffen werden. Trotz teilweise kritischen Stellungnahmen der Gemeinden wird das Projekt - so der Beschluss der Agglomerationskonferenz Langenthal vom Oktober 2011 - weiterverfolgt. Anhand einer aktuellen Pilotfläche in zwei Gemeinden soll im Laufe des Jahres 2013 die «Übungsanlage» konkret durchgespielt werden.

Kontakt

Region Oberaargau, Agglomerationskonferenz Langenthal

Stefan Costa

+41 62 922 77 21

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