Die Bevölkerung im Kanton Schwyz nimmt stetig zu. Der Bund verlangte 2006 bei einer Richtplananpassung Präzisierungen im Bereich Siedlung unter Einbezug der inneren Nutzungsreserven. Vor diesem Hintergrund stellten sich die Fragen, wie viel Fläche für die Siedlungsentwicklung zur Verfügung gestellt werden kann und soll und welche Möglichkeiten für eine Siedlungsentwicklung innerhalb der bereits bestehenden Bauzone genutzt werden können. Um diese Frage zu klären, lancierte der Kanton Schwyz in enger Zusammenarbeit mit der Professur für Raumentwicklung der ETH Zürich das Modellvorhaben «Raum+ Schwyz - Reserveflächen für eine Siedlungsentwicklung nach innen». Grundgedanke des Modellvorhabens, an dem sich sämtliche dreissig Gemeinden des Kantons beteiligt haben, war, die Siedlungsentwicklung nach innen zu fördern.
Die Methode Raum+
Die Methode der Erhebung beruht auf einem kooperativen und dialogorientierten Ansatz, der sowohl die Ortskenntnisse der lokalen Vertreterinnen und Vertreter als auch den Blickwinkel von Externen nutzt, um die Siedlungsflächenreserven flächendeckend zu erfassen und deren Qualität zu ermitteln. Durch gezielte Vorarbeiten und mithilfe einer internetbasierten Plattform wurden in sämtlichen Gemeinden Erhebungsgespräche vor Ort durchgeführt. Dabei wurden - im Gegensatz zur gesetzlich vorgeschriebenen Raumbeobachtung - auch unternutzte, falsch genutzte oder umnutzbare Areale in die Erhebung miteinbezogen. Die angewandte Methodik und Technik erlauben eine regelmässige, webbasierte Nachführung der Übersicht.
Quantitäten und Qualitäten der erhobenen Flächenreserven
Insgesamt wurden bei der Ersterhebung 2009 über 1700 Siedlungsflächenpotentiale mit einer Gesamtfläche von rund 540 Hektaren erfasst. Dies entspricht ca. 13 Prozent der rechtskräftigen Bauzone und einer Fläche von 26 Quadratmeter pro Einwohnerin bzw. Einwohner und Beschäftigter bzw. Beschäftigtem. Die gesamte Fläche aller Reserven, die grösser 2000m2 sind, machen rund 80 % der gesamten Fläche an Siedlungsreserven aus. Sie verteilen sich etwa hälftig auf die Innenbereiche und Reserven ausserhalb des bereits weitgehend überbauten Gebiets. Die restlichen rund 100 Hektaren machen die klassischen Baulücken aus. Weiter lassen die erhobenen Informationen auch Aussagen über die Nutzung, den Planungsstand, die Eigentumsverhältnisse, die zeitliche Verfügbarkeit und auch die Gründe allfällig vorhandener Mobilisierungshindernisse der Reserven zu. Zum Beispiel zeigen die Ergebnisse, dass rund 30 Prozent der Reserven ohne Hindernisse verfügbar sind. Bei den anderen 70 Prozent besteht mindestens ein Mobilisierungshindernis, wobei die fehlende Bereitschaft der Eigentümer am weitaus häufigsten genannt wurde.
Auf Übersicht aufbauende Schritte
Auf der Übersicht aufbauend wurde eine Vertiefungsphase mit ausgewählten Gemeinden durchgeführt, um gemeindeübergreifende Themen der räumlichen Entwicklung zu identifizieren und Vorschläge für zweckmässige Kooperationen zu erarbeiten. Dabei hat sich gezeigt, dass die Mobilisierung und Entwicklung der inneren Reserven überwiegend nicht isoliert, sondern im Zusammenhang mit den weiteren raumbedeutsamen Aufgaben, wie beispielsweise der Infrastruktur- und Landschaftsplanung, betrachtet werden müssen.
Bauzonenreserven aktivieren und nutzen
Es gilt nun, die Reserven zu aktivieren und zu nutzen. Mit dem Testplanungsverfahren zur Entwicklungsachse Urmiberg in den Gemeinden Schwyz und Ingenbohl hat der Kanton bereits ein erstes Projekt zur gezielten Förderung und Entwicklung der Innenreserven lanciert. Die Erkenntnisse des Modellvorhabens können zudem auch dazu genutzt werden, eine schweizweite Ausdehnung der Übersicht über die Flächenpotentiale vorzubereiten.