Übergeordnetes Standortmanagement für Industrie- und Gewerbebrachen im Kanton Luzern

Der Kanton Luzern hat die Wichtigkeit der Umnutzung von brach liegenden Industrie- und Gewerbearealen erkannt: Anstatt Landreserven anzutasten, sollen diese Gebiete umgenutzt werden, bevor eine Erweiterung der Siedlungsfläche nötig wird. Dazu wurde ein Ansatz für ein übergeordnetes Management von brach liegenden Industrie- und Gewerbestandorten im Kanton Luzern erarbeitet. Der für das Management eingesetzte Standortmanager identifiziert geeignete Areale und knüpft die nötigen Kontakte.

Brachfläche im Kanton Luzern.
Brachfläche im Kanton Luzern.

Das Bundesamt für Raumentwicklung weist in seinem Bericht «Die Brachen der Schweiz: Reporting 2008» 348 brach liegende Areale aus. Davon liegen 14 Standorte bzw. 84 Hektaren brach liegende Fläche im Kanton Luzern. Auf diesen Flächen könnten theoretisch 4 500 Wohnungen oder 23 000 Dienstleistungsarbeitsplätze realisiert werden. Im Rahmen des Modellvorhabens «Übergeordnetes Standortmanagement für Industrie- und Gewerbebrachen im Kanton Luzern» - ursprünglich «Fonds de Roulement für Industriebrachen» - hat die Hochschule Luzern einen Ansatz für ein übergeordnetes Management von brach liegenden oder unternutzten Industrie- und Gewerbestandorten im Kanton Luzern erarbeitet, wodurch die Entwicklung von Industriebrachen vorangetrieben werden soll. Der Ansatz wurde anschliessend vom Kanton Luzern im Rahmen einer Pilotphase von 2010 bis 2012 konkret angewendet und hat sich dabei als sehr zielführend und effizient erwiesen. Das Standortmanagement wird deshalb weitergeführt..

Projektziel neu definiert

Mit dem Projekt sollte anfänglich eine gemischtwirtschaftliche Geschäftsstelle geschaffen werden, welche über einen eigenen Fonds Vorleistungen für die markttaugliche Aufbereitung von Brachflächen im Kanton Luzern erbringt. Gemäss den durchgeführten Experteninterviews liegen die grössten Hürden für eine Umnutzung jedoch nicht in der Finanzierung, sondern im Prozess. Diese neue Erkenntnis hat die Projektleitung - ganz im Sinn des Laborcharakters des Instruments Modellvorhaben - konstruktiv verwertet und die Ausrichtung und Zielsetzung des Modellvorhabens entsprechend angepasst. Es wurde ein Geschäftsmodell für ein Prozess- und Projektmanagement zur Entwicklung von Industrie- und Gewerbebrachen im Kanton Luzern entwickelt. Der Ansatz sieht den Einsatz eines Standortmanagers vor, der im Auftrag des Kantons Handlungsbedarf für eine Gesamtentwicklung von Industrie- und Gewerbestandorten sondiert und fördert. Sind sowohl der Handlungsbedarf als auch die Bereitschaft der betroffenen Akteure gegeben, so initiiert und koordiniert der Standortmanager einen kooperativen Entwicklungsprozess, in den die Standortgemeinde, die private Eigentümerschaft und ein situationsspezifisches Projektteam eingebunden sind.

Erste Projekte angestossen

Als Grundlage für das Standortmanagement wurde eine Liste mit Industrie- und Gewerbestandorten im Kanton Luzern mit möglichem Handlungsbedarf zusammengestellt, priorisiert und mit detailliertem Beschrieb in Form einer Brachendatenbank festgehalten. Nebst dieser Datenbank wurden zur Unterstützung der Tätigkeiten des Standortmanagers noch weitere Arbeitshilfen entwickelt, so etwa ein Standortbeurteilungstool, einen Projektflyer und ein Prozesscontrollingformular. Der Standortmanager nahm Ende 2009 seine Arbeit auf und konnte erste konzeptionelle Überlegungen zu drei Arealen in den Gemeinden Hochdorf, Hitzkirch und Reiden anstossen. In Reiden ist der Prozess am weitesten fortgeschritten. Die betroffenen Akteure haben sich in einer Grundsatzvereinbarung für die weitere Zusammenarbeit ausgesprochen. Aktuell läuft die Erarbeitung eines Masterplans, der im Sinne einer räumlichen Zielvereinbarung unter den betroffenen Akteuren gemeinsame Entwicklungsperspektiven und strategische Stossrichtungen für den gesamten Betrachtungsperimeter.

Ansatz auf weitere Gebietskörperschaften anwendbar

Der innerhalb des Modellvorhabens erarbeitete Ansatz für das Standortmanagement von Industrie- und Gewerbebrachen lässt sich auf weitere Gebietskörperschaften und Aufgabenfelder übertragen, so zum Beispiel auf die Entwicklung von Ortszentren oder die Erneuerung und Verdichtung von Quartieren. Der Standortmanager in seiner neutralen und intermediären Rolle ist dabei als universelles Prinzip zu verstehen. Der Erfolg des Ansatzes ist dabei aber stark von der Person abhängig, die als Standortmanager eingesetzt wird, denn der Standortmanager braucht sehr gute Kenntnisse der Rahmenbedingungen und Entwicklungen in der Region und muss über gute Kontakte verfügen. Da sich der Ansatz bewährt hat, wird das Mandat des Standortmanagers im Kanton Luzern über die Pilotphase hinaus projektbezogen verlängert.

Kontakt

Hochschule Luzern

Myriam Barsuglia

+41 41 228 99 90

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