Manchmal wären Schwarz-Weiss-Lösungen der einfachste Weg: hier Schutz, dort Nutzung, mit angepassten Übergangszonen. Nur präsentiert sich die Realität in unserem dicht genutzten Land anders: Rund 90 Prozent unseres Landes sind Kulturlandschaften. Deren grosse regionale Vielfalt und natürliche Werte, aber auch ihre Bedeutung für die Identität und für Wirtschaftszweige wie den Tourismus lassen Schwarz-Weiss-Lösungen nicht zu. Voraussetzung für eine breit abgestützte Abwägung ist der sektorenübergreifende Einbezug von Natur- und Landschaftsschutz, Raumplanung, Land- und Forstwirtschaft sowie Regionalentwicklung. Ebenso braucht es für das Gelingen fast immer partizipative Ansätze sowie überkommunale Kooperationen. Ähnliches gilt auch für diejenigen Modellvorhaben, die sich der Aufwertung und Inwertsetzung der Landschaft widmeten: Die Realisierung eines durchgehenden Naherholungsraums im Limmattal wäre ohne gemeinde- und kantonsübergreifende Zusammenarbeit undenkbar gewesen. Und spezifische Partizipations- und Kommunikationsmodelle machten es erst möglich, dass eine freiwillige Landumverteilung als Instrument zur Landschaftsaufwertung zustande kam. Auch das Bestreben, Stallbauten in Appenzell Innerrhoden künftig noch besser in das Landschaftsbild zu integrieren, startete vor allem deshalb erfolgreich, weil bereichsübergreifend Grundlagen zu Gestaltung, Einpassung in die Landschaft, Sensibilisierung, Verfahren, Recht und Finanzierung geschaffen wurden.
Die Modellvorhaben in diesem Bereich zeigen deutlich auf, dass sowohl die Aushandlung eines Konsenses zwischen teilweise weit auseinanderliegenden Schutz- und Nutzungsinteressen als auch die Aufwertung und Inwertsetzung von Landschaft anspruchsvolle Aufgaben sind, die dank breiter institutioneller und fachlicher Abstützung, partizipativen Elementen sowie dem Einbezug aller betroffenen Sektoren und Akteure lösbar sind.